Jazz nicht cool doch ziemlich kühl

■ Hardbob der „Christoph Lauer Group“ im Kito

Ein wenig unterkühlt und spröde klangen sie alle: die Balladen, Hardbopkomposition und sogar das Stück mit dem lateinamerikanischen Flair. Als wären die Musiker noch nicht so ganz miteinander warm geworden. Immerhin war dies ja auch der erste öffentliche Auftritt der neuen Gruppe des Saxophonisten Christoph Lauer; der Beginn einer Zusammenarbeit, bei der die Musiker erst am Ende der Tournee genau aufeinander eingestimmt sind, und erst dann wird wie üblich zusammen eine LP aufgenommen.

Aber zum Teil ist dieser eher trockene Ton wohl auch beabsichtigt. Denn Christoph Lauer hat sich eine skandinavische Begleitband zusammengstellt und Pianist Bobo Stenson, Bassist Palle Danielsson sowie Schlagzeuger Anders Kjellberg paßen vom Temperament her sehr gut zu Lauers fast klassisch zelebriertem Jazz.

Die Band blieb durchweg auf sicherem, gut kultiviertem Terrain. Freie Passagen oder etwas gewagtere Ausbrüche in den Soli, wie man sie von Lauer, Stenson oder Danielsson her kennt, gab es nicht. Stattdessen wurde solider, exellent gespielter, aber eben auch ein wenig dröger Jazz geboten. Die neuen Eigenkompositionen der Bandmitglieder klangen wie viele andere Variationen der Klassiker des Modern Jazz und man mußte schon genau hinhören, um John Coltranes „India“ unter Lauers Coltrane-Nachbildungen herauszuhören.

Einige Höhepunkte ließen aber doch erahnen, wie gut die Gruppe später auf dieser Tournee noch klingen könnte: eine wunderschön melodische Introduktion von Stenson zu seiner Komposition „Miniaturen“, ein rhythmisch sehr vertracktes Duo zwischen Danielsson und Kjellberg oder Lauers lyrische Interpretationen der Balladen. Das Kito war überraschend gut besucht, aber der Applaus klang genauso unterkühlt wie das Konzert. Vielleicht gab es deswegen keine Zugabe, aber wahrscheinlich hatte die Band kein Stück mehr in petto. Willy Taub