»Flughafenplanung dauert zu lange«

■ Bundesverkehrsminister Krause drängt auf Standortentscheidung für den Großflughafen bis zum Sommer/ Stadtentwicklungssenator Hassemer warnt dagegen vor »Fehlplanung wie München II«

Berlin. Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) drängt auf eine schnellere Entscheidung über den Standort des geplanten Großflughafens im Süden von Berlin. Bis Mitte dieses Jahres müsse dem Kabinett die Vorlage des Bundesverkehrswegeplans vorliegen, mit dem auch die Eisenbahnanbindung des Großflughafens festgelegt werde, sagte der Minister gestern vor etwa 200 Vertretern internationaler Flug- und Flughafengesellschaften, Industriellen sowie Bankiers. Wenn bis zum Sommer der Standort nicht ausgewählt sei, müsse eine »Nachzüglerregelung« geschaffen werden.

Auf der Veranstaltung der Industrie- und Handelskammer (IHK) machte sich Krause erneut für einen Großflughafen bei Parchim und die Anbindung an den Transrapid stark. Ein Großflughafen im Süden Berlins könne die Kapazitätsengpässe auf den Flughäfen in Norddeutschland nicht auffangen, da die Berliner nur 30 Minuten, die Hamburger aber zweieinhalb Stunden zur Anreise an den Flughafen benötigen würden.

Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer (CDU) widersprach Krauses Auffassung, daß die Flughafenplanung zu lange dauere. Die Standortentscheidung falle Ende des Jahres, »das ist eine außerordentliche Geschwindigkeit«. Der Flughafen solle nahe an Berlin liegen, damit die Fehlplanung des Flughafens München II nicht wiederholt werde. »Berlin International« könne allerdings nicht die Probleme der norddeutschen Flughäfen lösen.

Vertreter der Studiengesellschaft Großflughafen Brandenburg-Berlin zweifelten allerdings daran, daß im Laufe dieses Jahres eine Standortentscheidung falle. Die bisher diskutierten vier Standortvorschläge stammten aus der Zeit vor der deutschen Vereinigung. Weil das Auswahlverfahren möglicherweise bundesdeutschen Gesetzen nicht standhalte, würde das Brandenburger Ministerium für Umwelt und Raumordnung weitere Standorte untersuchen. Das verzögere das Verfahren.

In Bankenkreisen wurde die Entscheidung der Berliner Flughafengesellschaft (Tegel, Tempelhof) und der Schönefeld GmbH moniert, Tegel vorläufig nicht weiter auszubauen. Der Beschluß sei unverbindlich, da er jederzeit zurückgenommen werden könne. Voraussetzung für die private Finanzierung des vorgesehenen Ausbaus von Schönefeld sei darüber hinaus ein Flugverkehrskonzept, das noch immer nicht beschlossen sei, so ein Bankier.

Christian Wiesenhüter, Vertreter der IHK, stellte in Frage, daß die Flughafen-Holding, in der der Bund, Berlin und Brandenburg die Politik der Flughäfen Tegel, Tempelhof und Schönefeld bestimmen, den Ausbau Tegels — wie angekündigt — endgültig beschließen werde. Denn ein Ausbaustopp sei abhängig davon, wie schnell Schönefeld ausgebaut werden könne. diak