»Das ist genauso wie mit Safer Sex«

■ Der Killervirus Michelangelo trieb auch Berliner Computer-Besitzer um/ Mit dem Datumswechsel auf den 6. März in der vergangenen Nacht sollte der Virus zuschlagen/ taz-Umfrage: Was taten Computer-Eigner, um sich zu schützen?

Berlin. In der vergangenen Nacht hat mancher stolze Computer-Besitzer vermutlich kein Auge zugemacht: Um Mitternacht, mit dem Umspringen des Datums auf den 6. März, soll Killervirus »Michelangelo« zugeschlagen haben.

Die Meldung seiner Ankunft hatte in den letzten Tagen und Wochen für regelrechte Hysterie unter Computer-Benutzern gesorgt. Denn Michelangelo aktiviert sich selbst, löscht die Daten und überschreibt Festplatten oder Disketten mit sinnlosen Zeichen. Die taz hörte sich vor dem Tag X in potentiell betroffenen Kreisen um und fragte nach Vorsichtsmaßnahmen.

Horst Lißner, 42, Telekom

Ich fühle mich absolut sicher und lache mir heimlich ins Fäustchen. Ich habe nämlich nur original Computer- Software, nichts Kopiertes oder dergleichen. Und wenn das jeder hätte, müßte sich auch niemand vor dem Virus fürchten. Also werde ich heute nacht unbesorgt ein Spielchen machen.

Stefan Hartung, 30,

Computerfachmann

Die Gefahr ist für jeden da. Auch in den Programmen, die man käuflich erwirbt, kann der Virus sein. Deshalb empfehle ich jedem, grundsätzlich alle, auch neue, Disketten auf Viren zu überprüfen. Dazu gibt es spezielle Programme. Früher gab es ganz lustige Viren, aber Michelangelo und die anderen Viren heutzutage sind wirklich böse. Klar, den Programmierer freut es natürlich viel mehr, wenn in der Zeitung steht, daß »durch Datenverlust soundso viele Millionen Mark Sachschaden« entstanden sind.

Katrin Renner, 23, Studentin

Ich habe schon wirklich Angst vor dem Virus, denn ich habe meinen Computer noch nicht lange. Und man hört ja immer wieder von Viren im Programm. Aber glücklicherweise hat mich ein Kumpel auf die Gefahr aufmerksam gemacht. Jetzt hole ich mir von einer Freundin ein Virus-Suchprogramm. Aber ich werde den Computer trotzdem 24 Stunden lang nicht einschalten. Sicher ist sicher.

Ralf Kühne, 29, Politologe

Regelmäßige Kontrolle läßt mich ruhig bleiben. Das ist genauso wie mit Safer Sex. Wenn man sich im klaren darüber ist, woher man die Sachen, Software also, hat, braucht man keine Angst zu haben. Aber ich glaube, daß an dieser Hysterie einige verdienen wollen. Man könnte nämlich einfach die für Michelangelo bekannten Codesequenzen veröffentlichen, dann müßte sich niemand die teuren Suchprogramme für Viren kaufen.

Margot Meier, 47, Bürokauffrau

Bei uns im Büro läuft alles regelmäßig durch den Viren-Scanner. Und in meinem Bekanntenkreis hat mir jeder versprochen, eine Datensicherung zu machen. Schließlich gibt es diese Spinner tatsächlich, die solche Viren in die Welt setzen. Umfrage: sos