Weniger Arbeitslose in Ost und West

Bundesanstalt für Arbeit gibt keine Entwarnung/ Trübe Aussichten für Arbeitnehmerinnen im Osten  ■ Aus Nürnberg Bernd Siegler

Im Monat Februar ist die Arbeitslosigkeit in West- und Ostdeutschland leicht zurückgegangen. In der alten Bundesrepublik ging im Februar die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Vormonat um 11.600 auf 1,86 Millionen zurück. Im Osten sank die Zahl gar um 53.100 auf 1,29 Millionen, das entspricht einer Arbeitslosenquote von 15,9 Prozent. Heinrich Franke, Präsident der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit, machte für den Rückgang vorrangig den Frühjahrsaufschwung aufgrund des milden Februars und den verstärkten Einsatz arbeitsmarktpolitischer Instrumente verantwortlich.

In dem Anstieg der Kurzarbeit und dem gebremsten Beschäftigungsboom sieht Franke Signale für eine Eintrübung am westlichen Arbeitsmarkt. Dies würde sich auch auf den Arbeitsmarkt im Osten auswirken.

Die bisherigen Entlastungseffekte des ostdeutschen Arbeitsmarktes (Abwanderung, Pendler und arbeitsmarktpolitische Maßnahmen) werden vermutlich wenig effektiv sein: Für den Jahresdurchschnitt 1992 erwartet die Bundesanstalt für Arbeit einen Rückgang der Erwerbstätigkeit in den neuen Ländern um knapp eine Million.

Durch das Ende der dynamischen Beschäftigungsexpansion im Westen werde der Abwanderung und dem Zustrom weiterer Pendler Grenzen gesetzt, lautet die Prognose. Bisher entlasten circa 450.000 Pendler den Arbeitsmarkt im Osten. Dazu kommen 485.000 Menschen, die sich in einer beruflichen Fortbildung oder Umschulung befinden, 455.100 Empfänger von Altersübergangsgeld, 399.600 Beschäftigte in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) und 518.900 Kurzarbeiter. Fortbildung, ABM und Altersübergangsgeld hätten allein im Februar den Arbeitsmarkt im Osten zusätzlich um 66.000 entlastet und so für den Rückgang der Arbeitslosigkeit gesorgt.

Franke glaubt nicht, daß der Einsatz dieser Instrumente noch gesteigert werden kann. Die Arbeitsmarktpolitik verabreiche „Medizin“ nicht nach dem schlichten Rezept „Je mehr, desto besser“. Angesichts dieses Dilemmas plädierte Franke für eine Verlängerung des Altersübergangsgeld-Gesetzes bis Ende 1992, um jungen Menschen eine Chance zu geben. Zudem mahnte Franke erneut eine größere Investitionsbereitschaft der westdeutschen Wirtschaft im Osten an.

Als ganz besonderes Problem hat die Bundesanstalt für Arbeit inzwischen die zunehmende Frauenarbeitslosigkeit in den neuen Ländern anerkannt. Mit 61,7 Prozent hat die Frauenarbeitslosigkeit einen neuerlichen Höchststand erreicht. Dagegen sind Frauen mit 38,5 Prozent bei AB-Maßnahmen stark unterrepräsentiert.