Landgericht sprach Dorfhund frei

■ Rassehündin wählte falschen Vater

Wer seine läufige Hündin in einer lauen Frühlingsnacht aus den Augen und zu einem freudig-erregten Dorfhund läßt, hat selbst schuld, wenn eine „unstandesgemäße“ Schwangerschaft zustandekommt. Das mußte sich am Freitag eine Hundezüchterin aus Adendorf bei Lüneburg vom Richter der 3. Zivilkammer des Lüneburger Landgerichts sagen lassen. Mit dem Urteil ist der geforderte Schadensersatzanspruch von 9.000 Mark verloren, den die Besitzerin der seltenen ungarischen Hirtenhündin „Alom von den Trappen“ vom Herrchen des Dorfhundes Josef einfordern wollte. Josef war dem von den Menschen auserkorene Liebhaber „Amor vom Musentempel“ zuvorgekommen, behauptete die Züchterin.

Doch dieser schwer nachprüfbaren Behauptung ging Richter Delf Keßler nicht auf den Grund: „Es kann dahinstehen, ob Josef der Liebhaber war. Entscheidend ist, daß die Hundehalterin keine ausreichenden Sicherungsmaßnahmen gegen unerwünschte Liebesspiele getroffen hat.“ Ihr müsse ein „ganz überwiegendes Mitverschulden“ zugerechnet werden. Die Züchterin habe sich äußerst leichtfertig verhalten, als sie Alom von den Trappen über eine Viertelstunde lang ohne Schutzhöschen allein in den Garten ließ. (Aktenzeichen: 3 0 340/91).

Jetzt sind alle leer ausgegangen: Frauchen Brigitte Schopmeier steht ohne Schadenersatz da, Alom ohne Kinder, denn die Schwangerschaft wurde sofort unterbrochen. Und ob Josef noch mal oder erstmals, wie sein Herrchen Günter Kaduk sagen würde, „darf“, steht dahin. Der 13jährige honigfarbene Hovawart soll sich angeblich „noch nie für Hundedamen interessiert“ haben, betonte dessen Herrchen vor Gericht. Außerdem habe es in Adendorf „mal einen gegeben, der sah aus wie Josef. Der lebt aber nicht mehr.“

Brigitte Schopmeier erklärte, sie werde den folgenschweren Frühlingsabend so bald nicht vergessen, als sie im Wintergarten sitzend plötzlich von heftigem Hecheln auf der Terrasse aufgeschreckt wurde: „Fünfzehn Minuten dauerte das. An Trennung war überhaupt nicht zu denken“, stellte sie noch ein Jahr danach vor Gericht erschüttert fest.

dpa