Kulturläden geguckt

■ Helga Trüpel & Co. auf großer Kulturladenfahrt

Acht Bremer Kulturläden stellten am Donnerstag der Kultursenatorin Helga Trüpel und ihrer Behörde in einem sechsstündigen Mammutprogramm im Luxus- Konferenzbus der BSAG und vor Ort ihre Arbeit vor: vom KUBO über den Brodelpott in Walle, die Kulle (Lesum), den Kulturladen Gröpelingen, den Huchtinger Kulturladen, das Klöntje und das KUNZ(Neustadt) bis zum Kulturladen in Pusdorf. Um 11.30 Uhr ging die Fahrt vom KUBO aus los: hoffnungsfroh und gutgelaunt, auch wenn die gemeinsame Bedrohung, ABM-Kürzungen, über allen Köpfen schwebte. Hinweisen auf ihre Bedeutung in kulturell vernachlässigten Stadtteilen wie Lesum oder Huchting wollten die Gruppen auf dieser Fahrt durch ganz Bremen. Unterschiedlich war das, was Helga Trüpel dann zu Gesicht und zu Ohren bekam: vom rein künstlerisch ausgerichteten KUBO bis zum Brodelpott, der das traditionelle sozio-kulturelle Spektrum von Frauen- bis Stadtteilgeschichtsarbeit betreut. Viel rauschte da auf Senatorin, Staatsrat und Pressesprecher ein: selbst die Zeit im Bus zwischen den weit auseinanderliegenden Stationen wurde genutzt, um soviel wie möglich von den einzelnen Läden zu erzählen. Begeisterung gemischt mit unguten Gefühlen schwingt mit, wenn beispielsweise Andreas Heinrichs vom Kulturladen Gröpelingen von der türkisch-deutschen Zusammenarbeit „seines Ladens“ berichtet oder mit berechtigtem Stolz im Bus einen selbst erstellten Film vorführt. Als in Huchting nur noch wenig Kaffee aus der Kanne tropft, meint jedoch auch er: „Es tropft spärlich wie aus der Behörde.“

Die Senatorin hört zu, fragt nach anderen Kultureinrichtungen vor Ort, will immer wieder wissen, wie viele Menschen die Einrichtungen besuchen. Sie scheint unbeteiligt wie der Staatsrat; eine Teilnehmerin spricht gar vom „unbeweglichen Gesicht der Kulturbehörde“. Zu eng scheint der Spielraum der Kulturbehörde zu sein, die die spärlichen neuen Gelder laut Koalitionsaussage nur für „investive Aufgaben und Projekte“ einsetzen kann, also höchstens indirekt für Personalmittel. Manch einer munkelte da, daß von allen Kulturläden nur drei am Leben bleiben würden, was vom Sprecher der Kulturbehörde gestern vorsichtshalber nicht bestätigt wurde: Die Behörde werde bis Dienstag einen Kriterienkatalog aufstellen, der ihr und den Einrichtungen einen „Orientierungsrahmen“ geben solle. mar