Fast alle Lehrer einer Schule streikten

Schöneberg. Immer heftiger protestieren LehrerInnen gegen die geplante Arbeitszeitverlängerung. An der Werbellinsee-Grundschule in Schöneberg fand gestern der erste Streik statt. 31 von 38 LehrerInnen legten für den gesamten Schultag ihre Arbeit nieder. Für die 550 Kinder sei der Unterricht vollständig ausgefallen, erklärte die Rektorin Ellen Hansen. Dies war die erste Arbeitsniederlegung im Rahmen der Auseinandersetzung um die geplante Arbeitszeitverlängerung. In einem Brief waren die Eltern auf den bevorstehenden Streik hingewiesen worden. Von den 550 SchülerInnen erschienen nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sechs zum Unterricht.

Vom kommenden Schuljahr an sollen nach dem Willen des Schulsenators Jürgen Klemann (CDU) die Pädagogen eine Stunde in der Woche mehr arbeiten, an Abendgymnasien und Kollegs zwei Stunden mehr. Einen Gehaltszuschlag soll es jedoch nicht geben. Mit dieser Entscheidung würde die 1988 für den gesamten öffentlichen Dienst beschlossene Arbeitszeitverkürzung für die Berufsgruppe der Lehrer wieder rückgängig gemacht. Die GEW bezeichnet dieses Vorgehen als »Tarifbetrug«.

Der Berliner GEW-Vorsitzende Erhard Laube kündigte für die kommenden Wochen weitere Streiks an. Am 31. März will die GEW alle 35.000 Berliner LehrerInnen aufrufen, die Arbeit niederzulegen.

Als »absolut rechtswidrig« verurteilte gestern Schulsenator Klemann die Protestaktion der LehrerInnen und kündigte Disziplinarmaßnahmen an. Mit dieser Art von Mobilmachung erweise die GEW weder den Berliner Schulen noch sich selbst einen Dienst. Auch das Parlament lasse sich von derartigen rechtswidrigen Maßnahmen sicher nicht beeindrucken, ließ Klemann mitteilen. Außerdem sei der Streik auf dem Rücken der Kinder ausgetragen worden, deren Unterricht ersatzlos ausgefallen sei. jgo