William Klein, Fotograf und Filmer

William Klein, 1928 in New York geboren, kam als junger Mann mit der Armee nach Deutschland, zeichnete „Witzzeichnungen und solches Zeug“ für die Armeezeitschrift Stars and Stripes. 1948 versuchte er sich in Paris als Schüler des Malers Léger und wechselte Anfang der fünfziger Jahre zurück nach New York und fast gleichzeitig zur Fotografie. William Kleins Fotografien waren von Beginn an düster, verquer, melancholisch und auf verstiegene Weise aggressiv. 1956 — Klein war wieder in Paris — setzte Chris Marker bei der Edition du Seuil William Kleins Buch New York durch, in den folgenden fünf Jahren erschienen Rome, Moscow und Tokyo. Diese Bücher haben bei anderen Fotografen extreme Zustimmung oder Ablehnung gefunden; sie machten Klein weithin bekannt. Bis 1965, als er das Fotografieren für mehr als ein Jahrzehnt einstellte, war er bei der amerikanischen 'Vogue‘ unter Vertrag.

Klein haßte damals die Mode, von der er lebte, und war gleichzeitig von ihr fasziniert. Das zeigt besonders sein erster Spielfilm Qui êtes-vous, Polly Maggoo (1965/66), ein in Godardscher Art verschrobener und quirliger Schwarzweißfilm über ein amerikanisches „Starmodel“, das als Hülse vor der etwa in Hüfthöhe operierenden Kamera agiert, bis einer der Leute vom Filmteam in Polly das Mädchen zum Anfassen entdeckt. Auch in seinen Dokumentarfilmen über Muhammad Ali, the Greatest (1974), Little Richard (1980) und das Tennistunier The French (Open), 1981, ist es die Intensität der Kamera, eine implizite Erforschung des Blicks, welche die besten Szenen der Filme ausmacht. Allerdings hat Klein sich auch erhebliche Strecken behäbiger Langeweile geleistet, zum Beispiel in seinem Dokumentarfilm Mode in France (1985/86 — von dreizehn Modemacherportraits ist nur das von Jean-Paul Gaultier ziemlich amüsant). Bekannt ist Klein für sein Insistieren, für visuelle Innovationen, nicht für die Breite seines Werks. Auffallend ist die Parallelität von Kleins einsamer Karriere zu der des Fotografen Robert Frank, der ebenfalls Ende der fünfziger zum Film wechselte und auch an der Grenze vom Spiel- zum Dokumentarfilm verharrt. Nur ging Frank als Europäer nach Amerika; Kleins Weg — und auch seine äußerst kritische Sicht auf Europa — verläuft genau konträr. Im Münchner Filmmuseum läuft eine Retrospektive mit den Filmen William Kleins bis Ende März. Am 19.3. wird im Münchner Stadtmuseum eine Ausstellung mit William-Klein-Fotografien eröffnet. uez