Dauertrauerspiel, jüngste Runde

■ Werder Bremen — Karlsruhe 1:1 / Bremer Fans wollen Uwe Reinders haben

Schon nach 20 Minuten brüllten die Zuschauer „Aufhören“Foto: Björn Hake

Ach, was waren das noch für aufregende Zeiten, als die Fußballbundesliga belebt wurde vom ewigen Kampf der Bajuwaren gegen die Nordlichter: Werder Bremen und Bayern München. Lang ist es her; den Fans bleiben nur mehr Rituale: Als die Anzeigentafel während des Spiels gegen den KSC kundtat, daß im fernen Kaiserslautern die Roten Teufel

hierhin bitte das Foto

vom Fußballspiel

(1 Dribbler, 1 Verfolger)

gerade im Begriff waren, den Bayern die Lederhosen vom Hintern zu reißen, gab es hämischen Jubel aus allen Werder-Blöcken. Grad so wie seinerzeit, als es noch um die Meisterschaft ging.

Wie bestürzend ist dagegen die aktuelle Werderaner Bilanz: Der letzte Heimsieg datiert vom 15. November '91 — ein 1:0 gegen Eintracht Frankfurt. Die darauffolgenden Heimspiele endeten 0:1, 0:0, 1:1, am Samstag schließlich das 0:0 gegen den erbärmlich schwachen Sportclub aus Karlsruhe. Das Spiel ist der Rede nicht wert; neunzig Minuten ohne echte Torchance, nur einige verzweifelte Distanzknaller von Borowka und Legat, dazu ein Pfostenkullerball von Marco Bode.

Die 12.000 Zuschauer, angelockt von dem zumindest teilweise überzeugenden Europacup- Viertelfinale gegen Galatasaray Istanbul, forderten schon nach zwanzig Minuten lautstark das Ende des peinigenden Spiels ein, was Stürmer Bode kaum begreifen konnte: „Die Zuschauer sollten lieber unsere Bemühungen anerkennen“.

Im kleinen Kreis wurde derweil längst Bilanz gezogen: Videotext angeschaltet, die Bundesligatabelle auf Kanal 263. Davor standen die Werder-Obristen, wiegten gedankenschwer ihre Häupter und sannen darüber nach, wie ihrem Verein vielleicht doch noch die Qualifikation für den nächsten Europacup-Wettbewerb gelingen könnte.

Manager Lemke rechnete hier,

Bei der Durchsage, der KSC versohle den Bayern gerdade die Lederhosen, jubelt immer noch das Stadion - wie einst in großen Zeiten

Vizepräsident Fischer grübelte da — schließlich verfügte man, daß noch nichts verloren sei. Im Gegenteil: „Auf die Kölner“, so Lemke, „haben wir heute schon einen Punkt aufgeholt.“

Die Fans indes haben genug von elender Punkteklauberei. Sie blickten nach dem KSC-Trauerspiel gen Ostsee zum FC Hansa Rostock: Dort war wenige Stunden zuvor jener Mann entlassen worden, den sie sich sehnlichst auf die heimische Trainerbank wünschen: „Reinders nach Bremen!“ klang es aus vielen Kehlen — eine Parole, an die sich der SV Werder künftig wird gewöhnen müssen. hg