NEULICH...... am Dalben: Standhalten mit der "Welle"!

Sie erinnern sich: Die „Welle“!! Na? Na?? Genau: die mit dem Wirt. Richtig: der mit dem Beilchen!! Der Michael Kohlhaas der Kaffeeschiffahrt. Verteidigt mit Waffengewalt seine zwei Dalben wie weiland der Roßhändler seine beiden Rösser. Weil: Wer will schon ohne Not und Lösegeld einem Brückenschlag weichen? Hat man sowas schon gehört? Eben. Also ich in die „Welle“.

Die „Welle“ ist unbedingt schmuck. Ein richtiges Schiff von hinten bis vorne, wozu man auch Bug oder Heck sagen könnte, wenn das arme Ding nicht ans Ufer gefesselt wäre und an Abenteuern alte Damen, zwei Sorten Kuchen und eine konspirative Aussicht zu bieten hätte. Die Hauptattraktion der „Welle“ ist jetzt natürlich unbedingt der Wirt, und es würde schon reichen, wenn er ab und an ein bißchen hin- und herlaufen würde, ein angelegentliches Beilchen im Anschlag oder sonstwo. Aber weit und breit keine Spur vom Wirte.

Müssen wir uns mit der konspirativen Aussicht und den Damen begnügen. Da sitzen wir also zu Kaffee und der einen von zwei Sorten Kuchen und sind quasi persönlich im Weg. Und starren mit den alten Damen in schauderndem Entzücken zum andern Ufer, wo genau gegenüber in der Neuen Welt des Teerhofs eine große böse Baulücke lauert - die wartet auf den Anfang ihrer Brücke, damit sie endlich rübermachen kann. Aber da sitzen felsenfest wir und schwanken höchstens ein bißchen und zum Provozieren in den Wellen. Über uns baumeln versunken Bootslampen und hölzerne Steuerräder. Unter uns knarzt matter platter Plüsch.

Die alten Damen halten sich an ihrer Schwarzwälder Kirschtorte fest und haben rote Bäckchen vom Kirsch; fest vertäut auf dem Kopfe sitzen die Häkelhüte. Alle Themen sind schon durch: Die Hausnachbarn, die Tischnachbarn, die Baulücke, der Wirt. Gut, daß da ein Vater mit dem Sohne kommt. Ist hier noch frei? Aber ja, aber bitte. Na, junger Mann? Ja, ein Eis will er, der Kleine!! Ja sowas!! Ein Eis!! Bei dem Wetter!? Ist nicht Winter?? Ist denn da der Vati ein strenger Vati oder ein guter Vati? Und ist der kleine Mann denn auch lieb gewesen?? Naa?? Oiiii, da kommt ja dein Eis, junger Mann! Und wie groß!! Ouh, mit Sahne!! Der gute Vati!! Ouh, dassis aber lecker, das sieht man aber!! Schön langsam, gell, Eis ist kalt, verkühlt sonst das Bäuchlein, gell!?

Den guten Vati und sein Fleisch und Blut treibt–s in die Flucht. Und los: Also was hält man denn davon!! Ein Eis!! Bei dem Wetter!! Na, bei dem Kind!! Was heißt Kind: Bei dem Vater!! Spricht nicht!! Ach, die Welt ist schlecht!! Die „Welle“ nickt: und ungerecht. Claudia Kohlhase