10 Jahre 'Frauenfestung'

Das Frauenkulturhaus feierte am 7. März sein 10jähriges. Die Fotografin Margarethe Rosenberger war Frau der 1. Stunde.

taz: Wie war die Geburtsstunde des Frauenkulturhauses?

Margarethe Rosenberger: Das war eine Stunde der Euphorie, Ideale und Utopien; wir wollten eine Frauenfestung in der brodelnden Männerherrschaft schaffen. Wir hatten am Anfang den Anspruch, daß das Haus für alle Frauen da ist, von der Studentin über die Hausfrau und Mutter bis zur türkischen Frau. Wir haben ziemlich schnell gemerkt, daß es große Hemmschwellen gibt und nur ein bestimmter Zirkel von gestandenen Feministinnen, viele Lesben natürlich auch, in das Frauenkulturhaus kommen.

Warum „Frauenkultur“-Haus?

Wir haben dieses Haus Frauenkulturhaus genannt, ohne erst einmal genau zu wissen, was Frauenkultur denn ist. Es besteht der Zwang, Frauenkultur zu definieren. Männer werden nie gefragt, was ihre Kultur ist. Wir wollten Akzente in der Frauenkultur setzen; Frauen erschaffen Kultur und unser Kulturverständnis ist daraus entstanden. Alltagskultur, unser Umgang miteinander, wir haben eine ausgeprägte Festkultur entwickelt. Uns selbst zu feiern, Freude an Raumgestaltung zu haben und in andere Rollen zu schlüpfen.

Autonomie wurde ganz groß geschrieben. Wir haben alle unbezahlt gearbeitet, weil es für die Bewegung war. Wir waren alle noch sehr jung und die Gedanken um einen Arbeitsplatz spielten einfach noch keine Rolle. Wir wollten zuerst keine finanziellen Zuwendungen von außen, weil wir befürchteten, daß die mit Auflagen verbunden wären.

Was hat sich im Laufe der Jahre verändert?

Heute spielen Dienstleistung und Konsum eine viel größere Rolle. Die Frauen im Cafe bedienen, das wäre uns nicht im Traum eingefallen. Die konnten sich ihre Getränke am Tresen holen! Auch Konsum ist heute wichtiger, unsere Frauendiskos sind rappelvoll, Kulturveranstaltungen sind eher schmal besucht.

Hat das Frauenkulturhaus Bedeutung für Künstlerinnen?

Für viele ist es ein Sprungbrett, da hat sich wenig verändert. Kaum eine Künstlerin, die später bekannter wurde, hat eine zweite Ausstellung im Frauenkulturhaus gemacht. Vielleicht wird das Frauenkulturhaus immer noch als ein Ghetto angesehen; frau kann damit nicht hausieren gehen. Int.: SiM