Haase streicht Trambahnausbau

■ Verkehrssenator will keine Straßenbahn über Oberbaumbrücke und durch Leipziger Straße

Berlin. Trotz gegenteiliger Behauptungen von Verkehrssenator Herwig Haase (CDU) soll das Straßenbahnkonzept des Senats intern schon längst vorliegen. Es wird aber unter Verschluß gehalten. Das Papier sei »so schlecht«, sagte der verkehrspolitische Sprecher von Bündnis 90/ Grüne, Michael Cramer, gestern auf Anfrage der taz, daß Haase damit erst nach den Bezirksverordnetenwahlen herausrücken wolle. Vergangene Woche hatte Haase mit dem Hinweis auf den »erheblichen Arbeits- und Abstimmungsaufwand« die Vorlage des Konzeptes auf Ende Mai verschoben. Ursprünglich sollte das Konzept bereits am 29. Februar vorliegen. In dem Haase-Konzept werden mehrere Streckenführungen keine Berücksichtigung mehr finden, die sowohl die BVG wie auch der Koalitionspartner SPD ausdrücklich gefordert hatten.

So ist etwa die Verlängerung der Tram über die Oberbaumbrücke zum Schlesischen Tor nicht mehr vorgesehen. Auch die geplante Fortführung einer Trambahnlinie über die Weidendammer Brücke, die Friedrichstraße, den Potsdamer Platz durch das Kulturforum zum Bahnhof Zoo wurde aufgegeben. Ebenso wird im Konzept Haases die Anbindung des Alexanderplatzes an den Potsdamer Platz durch die Leipziger Straße gestrichen. Auch die geplante Tramlinie, die am Roten Rathaus vorbei durch die Werderstraße und die Französische Straße bis zur Friedrichstraße fahren soll, ist Haases Rotstift zum Opfer gefallen.

Der Wegfall der Straßenbahnlinie durch die Leipziger Straße werde damit begründet, daß neben der sechsspurigen Fahrbahn ein eigener Gleiskörper für die Tram keinen Platz mehr finde. Hier seien jedoch Kompromißlösungen denkbar, sagte Cramer. Das Konzept von Haase hinsichtlich der Leipziger Straße und der Oberbaumbrücke zeige jedoch, daß ein »Optimum für den Autoverkehr« erreicht werden solle. »Gelackmeiert« sei nun vor allem die SPD-Fraktion, die in der Vergangenheit durch ihre Zustimmung zu Haases Straßenbahnpolitik ihre »parlamentarischen Rechte an der Garderobe« abgelegt habe. sev