Ende des Ostermarsches

■ Die Organisatoren wollen nicht

“Die Peinlichkeit, mit hundert Leuten im Samstags-Einkaufsgewühle unterzugehen, möchte ich mir ersparen“, sagt Ekkehardt Lentz, Sprecher des Bremer Friedensforums. Und deshalb wird es ab diesem Jahr keinen Bremer Ostermarsch mehr geben: Letztes Jahr hatten sich die OstermarschiererInnen diese Peinlichkeit nur noch dadurch ersparen können, daß das übersichtliche Häufchen sonntags loszog.

„Die Leute sind einfach nicht mehr auf die Straße zu kriegen - besonders, wenn der konkrete Anlaß fehlt: Die Zeiten des Kalten Krieges sind halt vorbei“, sagt Lentz.

Großdemos sind out, die Inhalte noch immer in: Viele Forderungen der Friedensbewegung seien nicht erfüllt. Deshalb will das Friedensforum „neue Aktionsformen“: Am Ostersamstag wird es eine zweistündige Mahnwache mit Lesung auf dem Marktplatz geben, außerdem einen Aufruf zur totalen atomaren Abrüstung. Ekkehard Lentz: „Uns ist halt noch nichts Neues eingefallen.“

„Dieses Marschieren und sich ein, zwei Leute Anhören, ist überholt“, findet auch der Bremer DGB-Vorsitzende Siegfried Schmidt. „Statt Meinungs-Konsum sollte es mehr Gespräche miteinander geben.“ An der Mahnwache wird sich der DGB zwar beteiligen, denkt aber ebenfalls über Neues nach. Vorläufige Ergebnisse: „Zu Ostern oder zum Antikriegstag wären Talkrunden — zum Beispiel mit Atomexperten aus der GUS — bestimmt interessanter“, meint Schmidt. „Denkbar wären auch Plakatwandaktionen, wo jungen Menschen die Möglichkeit gegeben wird, sich visuell auszudrücken.“

skai