Vulkan nur ein bißchen beteiligt

■ Treuhand entschied: Bremer Werft bekommt nur zwei der drei Ost-Werften

Der Bremer Vulkan hat nicht bekommen, was er wollte: die große Verbundlösung, die sämtliche ostdeutsche Werften unter dem Dach des Bremer Konzerns vereint hätte, scheint vom Tisch. Die Treuhand gab gestern bekannt, daß lediglich die Meeres-Technik-Werft in Wismar (MTW) und das Rostocker Dieselmotorenwerk (DMR) an die Vulkan AG gehen, die Neptun-Warnow- Werft in Rostock erhält dagegen der norwegische Industriekonzern Kvaerner A/S (vgl. S.3).

Amtlich ist die Entscheidung allerdings noch nicht: formal muß mindestens noch der Verwaltungsrat der Treuhand zustimmen. Die entscheidende Sitzung ist am 17.3. Und bis dahin ist vom Bremer Vulkan keine Stellungnahme zu bekommen. „Eine offizielle Absage hat das Unternehmen auf sein Angebot noch nicht erhalten“, erklärte Vulkan-Sprecher Stamm. Gestern hatte Vulkan-Chef Friedrich Hennemann bereits einen Verhandlungstermin mit der Treuhand. Ob daraus abzuleiten ist, daß der Vulkan die (wenn auch nicht ganz) gesplittete Lösung akzeptiert, bleibt abzuwarten. Die IG-Metall in Rostock zumindest fürchtet, daß der Bremer Konzern nun ganz aus dem Sanierungskonzept der ostdeutschen Werften aussteigen könnte. IG-Metall-Bevollmächtigter Klein: „Die Gefährdung der Arbeitsplätze wächst.“

Die Gewerkschaften wollten (wie Bundesverkehrsminister Krause und Bremens Bürgermeister Wedemeier) eine Gesamtlösung. Während Claus Wedemeier darunter die große Vulkan-Lösung versteht, betont Gewerkschafter Klein: „Wir hätten auch eine Gesamtlösung mit Kvaerner akzeptiert.“ Besonders die Gewerkschaften waren vom Zeitpunkt der Entscheidung völlig überrascht worden — sie hatten sich mit ihrem Arbeitskampf auf den 17.3. eingestellt, der mit dem öffentlichen Vorpreschen von FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff am Montag zur Farce geworden war.

Gar nicht überrascht gab Bremens Wirtschaftssenator Claus Jäger sich über die vorgestellte Lösung: Die habe Bundeswirtschaftsminister Möllemann ihm schon am Freitag mitgeteilt. Er habe sie jedoch für sich behalten, um die Verhandlungen nicht zu gefährden. Trotz des zweifellos entstehenden Risikos durch die Schaffung modernster Kapazitäten in Mecklenburg betont Jäger: „Bevor jemand aus Oslo oder sonstwoher diesen Wettbewerb gegen unsere Bremer Unternehmen organisiert, ist es mir lieber, wenn der Vulkan dabei ist.“

Aus Bremer Sicht ist für Jäger diese Lösung „akzeptabel“, ob sie dies jedoch auch unternehmerisch ist, habe der Vulkan zu entscheiden und da werde er nicht vorgreifen. Auf diesen Standpunkt stellt sich auch der Senat.

Offen bleibt bisher, inwieweit sich die öffentliche Hand beteiligt. Hennemann hatte 49 Prozent Staatsbeteiligung gefordert. Schwerins Wirtschaftsminister Lehment ist in dieser Frage aber „äußerst zurückhaltend“, weiß sein Amtskollege Jäger.

Die Gewerkschaften halten unterdessen an ihrem Arbeitskampf für die große Lösung fest. Bremer IG-Metall-Funktionäre und Vulkan-Betriebsräte fahren heute nach Schwerin: „Wir sehen noch Chancen, die Entwicklung zu beeinflussen.“ ra/rk