Warnungen vor der Hauptstadt

■ Vier riesige Ministerien in der Berliner Innenstadt sind zuviel »Dominanz des Bundes«/ Abgeordneter Mahlo: Wer Regierungssitz will, muß auch Nachteile in Kauf nehmen

Berlin. Vor allem Bedenken wurden laut am Montag abend im Reichstag, als ein hochkarätiges Podium — darunter die Bundestagsabgeordneten Dietrich Mahlo (CDU) und Gerd Wartenberg (SPD), die Fernsehmoderatorin Lea Rosh und Senatsbaudirektor Hans Stimmann — über den »historischen Stadtraum als Ort von Parlament und Regierung« diskutierte; just in dem Saal, in dem nach dem Ersten Weltkrieg die Dolchstoßlegende erfunden wurde. Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) hatte zum Architekturgespräch geladen, dementsprechend wenig war das Volk vertreten. Gekommen waren vor allem Historiker, Stadtplaner und andere Fachleute.

In die Berliner Innenstadt wollen — so sehen es Bonner Planungen vor — die vier Ministerien für Inneres, Äußeres, Finanzen und Wirtschaft sowie der Bundespräsident ziehen. Diese beanspruchen zusammen eine Bürofläche von 200.000 Quadratmetern, sagte Stimmann. Allein das Außenministerium mit seinen 60.000 Quadratmetern Bürofläche sei doppelt so groß wie das KaDeWe. Wartenberg warnte denn auch vor einer »langweiligen Verwaltungsstadt«. »Der normale Abgeordnete möchte nicht im Regierungs-Ghetto sitzen, sondern sich in der Stadt bewegen«, sagte Wartenberg. Die Masse der Beamten solle besser nach Hellersdorf oder Strausberg ziehen. Wartenberg fürchtet einen Sogeffekt: Wenn die Ministerialspitze irgendwo hingeht, wollten alle Beamten ebenfalls dorthin. Nagel sprach sich gegen eine »Dominanz des Bundes im Herzen der Stadt« aus. »Wir können nicht die Regierung in Berlin wollen, aber nicht die Nachteile davon«, so Mahlo hingegen.

Stimmann wandte sich dagegen, die Ministergärten südlich des Brandenburger Tores zu überbauen, wie es der Bund überlege. Hier befand sich der »Führerbunker«. Die Stätte müsse man, sagte auch Lea Rosh, zur Erinnerung erhalten. esch

Die nächsten Veranstaltungen zur Hauptstadt finden jeweils montags um 19.00 Uhr im Reichstag statt.