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Augsburger Uran relativ ungefährlich

Das bei zwei Exil-Russen aufgefunde Uran war nur relativ schwach angereichert/ Täter gelten als „Amateure“/ Herkunft des Urans unklar/ Töpfer verlangt internationale Kontrollen  ■ Von Dorothee Winden

Berlin (taz) — Das schwach angereicherte Uran, das zwei russische Aussiedler in Augsburg verkaufen wollten, ist relativ ungefährlich. Darin waren sich gestern ausnahmsweise zwei so unterschiedliche Institutionen wie die Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) und das Darmstädter Öko-Institut einig. Erst nachdem solche Urantabletten als Brennstoff in Reaktoren bestrahlt worden seien, so Gerhard Schmidt vom Öko-Institut, sei ihre Strahlung gefährlich. Dies sei bei den sichergestellten Urantabletten aber auszuschließen. Schmidt wies allerdings darauf hin: „Der Skandal ist doch folgender: Wenn schwach angereichertes Uran abhanden kommt, könnte das auch mit hoch angereichertem passieren.“

Ein Sondereinsatzkommando des bayerischen Landeskriminalamtes (LKA) hatte den 42jährigen Gerhard Z. und den 36jährigen Guenadii K. am vergangenen Donnerstag auf einem Hotelparkplatz in Augsburg festgenommen. Im Kofferraum ihres Wagens wurden 1,2 Kilogramm schwach angereichertes Uran sichergestellt. Wie LKA-Sprecher Fritz Dillinger gestern mitteilte, sind die beiden nach ersten Hinweisen auf den illegalen Handel Anfang Februar seit Mitte Februar rund um die Uhr observiert worden. Anfang März traten verdeckte Ermittler als Kaufinteressenten auf, für Donnerstag war auf dem Parkplatz die Übergabe des Urans vereinbart worden. Der Ermittlungsrichter hat gestern einen Haftbefehl für die beiden Männer ausgestellt. Beide leben seit über einem Jahr in der Bundesrepublik.

Das bayerische Landeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft Augsburg konnte gestern keine Angaben darüber machen, woher das Uran stammt. Man könne lediglich aufgrund der Staatsangehörigkeit der beiden Verhafteten vermuten, daß es aus den GUS-Staaten oder einem anderen osteuropäischen Land stamme, sagte die leitende Oberstaatsanwältin Wilma Resenscheck zur taz. Aufschluß über das Herkunftsland erwarte man von den Untersuchungen der Euratom-Experten, die in zwei bis drei Wochen abgeschlossen sein dürften.

Über potentielle Käufer konnte Staatsanwältin Resenscheck keine Auskunft geben: „An wen es hätte gehen sollen, ist uns ein Rätsel. In dem Zustand, in dem es ist, kann man bei uns kaum etwas damit anfangen.“

Solche niedrig angereicherten Urantabletten werden als Füllung von Brennstäben in Atomkraftwerken eingesetzt. In einem Brennelement befinden sich etwa 500 Kilo dieser Tabletten. In bundesdeutschen Reaktoren wird 3,5prozentiges Uran eingesetzt, die sichergestellten Urantabletten sind nur zu 2,8 Prozent angereichert.

Daß die Urantabletten aus einem Atomkraftwerk entwendet wurden, ist jedoch unwahrscheinlich, da sie dort nur in den Brennelementen vorhanden sind, erklärte Wolfgang Thomas von der Gesellschaft für Reaktorsicherheit in Garching. „Eher wäre es denkbar, daß sie aus einer Forschungseinrichtung oder aus einer Brennelementefertigung stammen, wo mit solchen Tabletten lose hantiert wird“, so Thomas.

Für Atomwaffen wäre das niedrig angereicherte Uran nicht zu verwenden, da dieses zu 90 Prozent oder mehr angereichert sein muß. Technisch wäre es zwar möglich, das niedrig angereicherte Uran weiter anzureichern, das Verfahren wäre jedoch sehr aufwendig, erläuterte Thomas. Als „absurd“ bezeichnete er die Preisvorstellungen der Verkäufer. Sie hatten 1,9 Millionen Mark für das Uran gefordert. Ein IAEO-Sprecher gab den Wert der Urantabletten mit 1.000 Mark pro kg an. Staatsanwältin Resenscheck geht davon aus, daß die Täter keine Profis sind. Dagegen spreche der „utopische“ Preis und ihr Vorgehen bei der Suche nach einem Käufer.

Bundesumweltminister Klaus Töpfer forderte gestern die internationale Kontrolle des gesamten in der früheren Sowjetunion vorhandenen Spaltmaterials. Nicht nur der unkontrollierte Einsatz von „Nuklearsöldnern“ müsse verhindert werden, sondern auch das Entstehen „vagabundierender Mengen von Nuklearstoffen“, sagte Töpfer nach einem Gespräch mit seinem russischen Amtskollegen Viktor Danilow-Daniljan in Bonn. Auf Töpfers Forderung, die sowjetischen Nachfolgestaaten müßten sofort alle Atomanlagen internationalen Kontrolleuren zugänglich machen, antwortete Danilow-Daniljan, Rußland habe grundsätzlich gegen solche Inspektionen keine Einwände. Der Zutritt zu Anlagen, in denen Atomwaffen produziert werden, sei allerdings noch zu klären.

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