Fünfmal mal X

■ Grünes Licht für neue Leitungsstruktur am BE

Alleine mochte er nicht, nun hat er vier starke alte Männer an seiner Seite. Mit Matthias Langhoff, dessen Bruder Thomas das mächtige Deutsche Theater in nächster Nachbarschaft leitet, werden Peter Palitzsch, Heiner Müller, Fritz Marquardt und Peter Zadek ein Fünfer-Direktorium formieren, das das alte Brechttheater am Schiffbauerdamm in neue und glanzvollere Zeiten führen soll. Diesem kühnen Plan, in Zadeks Sommerhaus in Italien im vergangenen Jahr ausgeheckt und vom Kultursenator aufgenommen und nicht unangefochten vorangetrieben, hat am Dienstag der Berliner Senat grünes Licht gegeben. Mit der neuen — und bisher einmaligen — Leitungsstruktur wurde auch die Umwandlung des ehemaligen DDR-Staatstheaters in eine private GmbH beschlossen. Die Belegschaft des Hauses hat Bedenken dagegen angemeldet; sie fürchtet Entlassungen und Strukturveränderungen jenseits der geltenden gewerkschaftlichen Tarifverträge. Doch die greifen meist eisern.

Die Vereinbarungen sehen wie folgt aus: Jeder der fünf Direktoren (keine Frau dabei!) wird 20.000 Mark als Gesellschafter in die GmbH einzahlen. Zugleich wird der Jahreszuschuß vom Kultursenat von 14 auf 24,5 Millionen Mark angehoben. Die fünf Theatermänner erhalten jeder ein Jahresgehalt von 120.000 Mark (nur für die Leitungstätigkeit) und sind verpflichtet, pro Spielzeit eine Inszenierung am Brechttheater zu machen: extra vergütet.

Rein formal werden sie die üblichen Funktionen Intendant, Chefdramaturg, Oberspielleiter und Hausregisseur untereinander aufteilen. Als geschäftsführende Direktoren werden sie sich im Zweijahresturnus abwechseln, ein noch nicht gefundener Geschäftsführer soll das Fünfer-Direktorium in Schach halten.

Über den Spielplan ist bislang nichts bekannt. Die Erbin Barbara Brecht-Schall hatte vor kurzem die Stücke ihres Vaters für alle Berliner Bühnen freigegeben. Einziges Projekt, das noch von Manfred Wekwerth angeschoben worden ist, ist ein Faust-Abend, den Peter Zadek mit Heiner Müller erarbeiten will. Doch das ist noch die kleinste Sorge und offene Frage, die sich anschließt.

Nichts gegen alte Männer (Matthias Langhoff mit seinen 50 Jahren ist mit Abstand der Jüngste!), die ja gelegentlich starrsinnig werden können, aber werden sie kooperieren? Können sie oder möchten sie überhaupt haushalten? Und wollen sie nicht bloß ihre auswärtigen Inszenierungen mit festem Berliner Wohnsitz und Bankguthaben steuern? Sind sie wirklich zornige alte Männer? Sabine Seifert