Raketenschiff geht im Iran vor Anker

■ Koreanischer Frachter erreicht Bestimmungshafen/ US-Marine griff nicht ein

Washington/Berlin (afp/taz) — Der Nordkoreanische Frachter „Dae Hung Ho“ hat am Dienstag abend unbehelligt den iranischen Hafen Bandar Abbas erreicht. Nach verschiedenen Berichten soll das Schiff Waffen für den Iran und für Syrien an Bord haben. Aus dem US-Verteidigungsministerium verlautete gestern, der Frachter ankere vor dem Hafen, die Fracht werde noch nicht entladen. Die US-Regierung hatte in den letzten Tagen erwogen, das Schiff von den am Golf stationierten US-Kriegsschiffen aufbringen und durchsuchen zu lassen. US-Präsident Bush hatte mit seinem Sicherheitsberater Scowcroft diese Option erörtert, aber offizielle Erklärungen abgelehnt.

Formal hätten die USA die Aktion mit dem Verdacht begründen können, der Frachter habe Waffen für den Irak geladen. Der Irak darf laut UN-Resolutionen keine Rüstungsgüter einführen, und die US-Truppen am Golf sind ermächtigt, Embargobrüche zu verhindern. Unterbinden können hätten die USA den Waffentransport jedoch nicht, denn ein iranisch-koreanisches Reaktengeschäft bricht kein internationales Recht oder irgendwelche Abkommen. Der Iran hatte energisch gegen die amerikanischen Überlegungen protestiert. Aus Teheran hieß es, die USA wollten den internationalen Waffenhandel als westliche Domäne ausbauen, um Israel zu stärken und die islamischen Länder zu schwächen.

Nach Angaben des israelischen Geheimdienstes hat der Frachter Scud-C-Raketen geladen. Scud-C ist eine nordkoreanische Weiterentwicklung der sowjetischen Scud-B und soll in der Lage sein, einen 700 Kilogramm schweren Sprengkopf bis zu 500 Kilometer weit zu tragen. Das rund 1.000 Kilometer von der iranischen Westgrenze entfernte Israel liegt damit außerhalb der Reichweite der Rakete. Konkrete Gefahr droht den Israelis dagen aus dem benachbarten Syrien, das nach verschiedenen Berichten auch chemische Waffen lagern soll. taud