MIT DER BRAUNKOHLE AUF DU UND DU
: Aus für Sachsens Tagebau

■ Der VEAG-Energieplan stützt sich auf die Lausitzer Kohle

Timmendorferstrand (taz) — Im Braunkohlestreit scheint sich der Lausitzer Bergbau gegen die sächsischen Provinzfürsten durchgesetzt zu haben. In den Planungen der ostdeutschen Strom-Verbundgesellschaft VEAG jedenfalls kommt Braunkohle aus den sächsischen Revieren südlich von Leipzig nicht mehr vor.

Der Grund: Die VEAG will nur ihre acht Kraftwerke mit je 500 Megawatt Leistung im brandenburgischen Boxberg und Jänschwalde nachrüsten und vier neue 800-Megawatt-Blöcke in die Lausitz setzen. Für mehr Braunkohle ist in dem Energiekonzept der VEAG kein Platz. Bis Ende der 90erJahre werden die anderen altersschwachen Dreckschleudern mit insgesamt 8.500 Megawatt Leistung stillgelegt.

Den schwarzen Peter versuchte der VEAG-Vorständler August Wilhelm Eitz auf dem RWE- Workshop der sächsischen Landesregierung zuzuschieben. Im sächsischen Tagebau Schlehenhain würden zwar 500 Millionen Tonnen Braunkohle lagern, aber auch die Dresdener Landesregierung glaube nicht, daß sich mehr als 350 Millionen Tonnen umweltfreundlich abbauen ließen — zuwenig für ein rentables Braunkohlekraftwerk mit 1.600 Megawatt Leistung.

Doch auch in der Lausitz dürfte die Freude über den Erhalt des heimischen Tagebaus verhalten ausfallen. Dort soll der Braunkohleabbau rapide auf 70 Millionen Jahrestonnen heruntergefahren werden. Zu DDR-Zeiten wurden dort noch jährlich rund 300 Millionen Tonnen ausgebuddelt. Von den derzeit 52.000 Arbeitsplätzen der Lausitzer Bergbau AG (Laubag) werden dann nur wenige übrigbleiben. Bei der westdeutschen RWE-Tochter Rheinbraun würden mit weniger als 16.000 Mitarbeitern rund 110 Millionen Tonnen gefördert, machte RWE-Chef Friedhelm Gieske seine Rechnung auf. Die VEAG selbst will von ursprünglich 28.000 Mitarbeitern aber mindestens 10.000 behalten. Die sollen dann neben den Braunkohlekraftwerken vier Steinkohlekraftwerke mit je 750 Megawatt einheizen. Als Standorte wurden die Ostseeküste und der aufgegebene AKW-Standort Stendal genannt.

Notwendig wird der weitgehende Ausstieg aus der Braunkohle aber weniger aus politischen Gründen. Vielmehr ist der Stromverbrauch in den neuen Ländern seit 1989 um rund ein Drittel zurückgegangen. Die neue Kraftwerksgeneration braucht zudem erheblich weniger Brennstoff und minimiert den Schadstoffausstoß. Freuen können sich daher auch die Malediven. Das VEAG-Energiekonzept reduziert als Gratiseffekt den Ausstoß des Treibhausgases CO2 bis zum Jahr 2005 um 25 Prozent. Hermann-Josef Tenhagen