NRW: Samstags frei für alle Kids

■ Konsequenzen aus Kienbaum-Gutachten: Mehr Lehrer, größere Klassen und Mehrarbeit

Düsseldorf (taz) — An allen Schulen in NRW wird zum Schuljahr 1993/94 die 5-Tage-Woche eingeführt. Schon ab dem kommenden Schuljahr müssen die Kids in NRW nur noch maximal 30 Stunden pro Woche auf die Schulbank. Im Durchschnitt wird die Plichtstundenzahl um eine Stunde reduziert. Die Arbeitszeitverkürzung für SchülerInnen ist eine von vielen Maßnahmen, mit denen der nordrhein-westfälische Kultusminister Hans Schwier versucht, das Schulsystem wieder ins Lot zu bringen. Eine im Auftrag der Düsseldorfer Regierung von der privaten Unternehmensberatungsgesellschaft Kienbaum durchgeführte Untersuchung, war im vergangenen Jahr zu dem Ergebnis gekommen, daß das Bildungssystem in NRW einer „Grundsanierung“ bedürfe. Wollte man in NRW alle formulierten Bildungsansprüche erfüllen, so rechneten die Gutachter haarklein aus, müßten zu den 158.000 LehrerInnen des Landes zusätzlich 25.000 neu eingestellt werden. Weil dafür kein Geld vorhanden war — schon auf die jetzt beschäftigten LehrerInnen verfallen 40 Prozent der gesamten Personalausgaben — ging man daran, die Ansprüche zu reduzieren. Auch die LehrerInnen müssen bluten. Bisherige Stundenermäßigungen für über 50jährige wurden ebenso zusammengestrichen wie Freistunden für Schulleiter oder sonstige „nichtunterrichtliche Tätigkeiten“. Insgesamt kassierte Schwier 20% der Ermäßigungsstunden im Gesamtumfang von 3.000 Stellen. Dazu kommen 5.300 Neueinstellungen noch in diesem Jahr. Pro Woche werden durch die Maßnahmen, so Schwier gestern vor der Presse, rund 375.000 Lehrerstunden „für den Unterricht gewonnen“. An dem gegliederten Schulsystem selbst wird vorerst nichts geändert. Auch künftig soll es in NRW neben den Haupt- und Realschulen das Gymnasium und die Gesamtschule geben. Walter Jakobs