TU-Besetzer zwischen Hoffen und Resignation

Charlottenburg. Es ist leerer geworden in den Seminarräumen der Technischen Universität. Nachdem vierzig Flüchtlinge in der vergangenen Woche die Besetzung aufgegeben hatten und nach Brandenburg umzogen, hat sich die Enge in den elf Räumen deutlich entzerrt. Siebzig Flüchtlinge, überwiegend junge Männer, leben noch hier. Sie sind entschlossen, ihren Kampf um ein Bleiberecht in Berlin nicht aufzugeben. »Viele Familien sind gegangen«, erzählt ein 24jähriger Iraner. »Sie hatten keine Kraft mehr.« Übel nehme man ihnen das nicht. Doch für die Leute in der TU sei es auch schwieriger geworden. »Die Regierung denkt, daß sie sich hier mit ihrer harten Linie durchgesetzt hat und die Besetzung langsam abbröckelt.«

Nach zähen Auseinandersetzungen im Flüchtlingsplenum wollen die Flüchtlinge dem Regierenden Bürgermeister Diepgen jetzt Einzelanträge auf ein Bleiberecht vorlegen (die taz berichtete). »Er ist zwar ein Politiker, aber ich hoffe auf sein Wort«, erzählt Loretta aus Rumänien, eine der wenigen verbliebenen Frauen. Über die vierzig Flüchtlinge, die die TU verlassen haben, will sie nicht reden. »Ich will über die nachdenken, die noch hier sind. Wir haben genug Probleme.«

Kotan aus Kurdistan glaubt nicht, daß Diepgen »sein Wort hält und mit uns verhandelt, wenn Einzelanträge vorliegen«. Doch es sei ein Versuch, zu zeigen, daß sie diskussionsbereit seien. »Wenn das nicht klappt, wird der Kampf vielleicht andere Formen annehmen.« Ans Aufgeben denkt er in keinem Fall. »Wir sind alle gezwungenermaßen politisiert«, erzählt Kotan. »Die Politik gegen uns hat uns gezwungen, politisch zu werden.«

Daß sie von den Unterstützern des Antirassistischen Zentrums instrumentalisiert werden, streiten die Flüchtlinge ab. »Wir entscheiden in unseren Plena, was wir wollen, und informieren dann die Unterstützer«, erzählt Bob aus Iran. Das 'Berlin- Brandenburgische Sonntagsblatt‘, evangelische Wochenzeitung, hatte kürzlich von »verängstigten Geiseln selbsternannter Beschützer« gesprochen. Die Unterstützer mißbrauchten Flüchtlinge und ihre Familien als »politisches Druckmittel«. Die Flüchtlinge sind sauer auf alles, was mit Kirche zu tun hat. Kirchenleute hätten auch massiv versucht, die Gruppe zu spalten, erzählt Ali aus Kurdistan. »Sonst wären die übrigen vierzig auch noch hier.«

»Es ist eher so, daß wir müder werden als die Flüchtlinge«, bestätigt auch einer der Unterstützer. Von ihrer Seite seien viele der ursprünglichen Ziele und Hoffnungen gescheitert. »Wir haben es nicht geschafft, die Zwangsverteilung in die neuen Bundesländer zum Thema zu machen — weder in Berlin noch in der großen Koalition«. jgo