Kein seriöser Journalismus

■ Betr.: „Bremer Anwältin als Spionin verhaftet“ — taz Bremen, vom 13.3.92

Mit Entsetzen haben wir Eure heutige Berichterstattung über die Festnahme des Ehepaares aus Bremen-Nord verfolgt, dem die Ermittlungsbehörden Arbeit für die Stasi vorwerfen.

Auf diesen Verdacht reagiert Ihr mit voller Namensnennung. Damit betreibt Ihr eine Vorverurteilung und obendrein die berufliche Existenzvernichtung der selbständigen Anwältin — beides hat mit seriösem Journalismus nichts zu tun.

Günter Beyer, Journalist, Dr. Gaby Mayr, Journalistin,

Eckhard Stengel, Journalist

Anm. d. Red.: Liebe KollegInnen, im Prinzip habt ihr Recht. Die Mitteilung des Generalbundesanwaltes enthält aus gutem Grund auch keine volle Nennung des Namens. Aber „Renate D.“, Anwältin in Bremen, ist für jeden Benutzer eines Telefonbuches identifizierbar, der volle Name war auch aufgrund der Verhaftung aus dem Klassenzimmer schnell rum“. Eine Abkürzung in der taz hätte kaum zum Schutz vor der rechtsstaatlichen Unschuldsvermutung beitragen können. taz-Redaktion, Bremen