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: Das Bermuda-Dreieck

Das Bermuda-Dreieck

Wer spät abends sein persönliches Bermuda-Dreieck zum gekonnten Absturz sucht, findet am Helmholtzplatz das Paradies. Was drinnen ist, steht draußen dran (wie bei der Schoko-Creme): BAR. Man beschränkt sich auf's Wesentliche. Weitgehend bilderfreie Wände, keine ausgefeilte Weinauswahl, sondern Bier bis zum Abwinken — und eben die Theke.

Entlang des größten Teils der Wand zieht sich die Bar, die der Kneipe ganz offensichtlich den Namen gegeben hat. Auf den Hockern findet sich durch die ganze Nacht jenes illustre Publikum, das einem die Reiseführer im Prenzlberg androhen. Ab drei Uhr sammelt sich hier unglaublich viel Rest, um dem neuen Tag tapfer entgegenzutrotzen.

Doch Vorsicht, big brother is watching you: Die riesige Nachbildung einer afrikanischen Gesichtsschnitzerei füllt einen großen Teil der Decke aus; jeden Schluck scheint der Schwarze mit den markanten Gesichtszügen zu registrieren.

Am Deckenvorsprung an der Stirnseite hängt ein Symbol für den Alkoholgenuß, eine Zapfanlage, die einzige in der BAR. Bier gibt es ausschließlich aus der Flasche: Jever, Flens und Bud, die kleine Flasche zu 3,50 Mark, die Halbliter-Plopp-Flasche Altenmünster für vier Mark. Dazu diverse Liköre und Whiskeys, die meisten kosten rund drei Mark. Essen gibt es nicht, Salzstangen müssen im Notfall reichen.

Außer den Preisen ist in der BAR nur weniges rund, das meiste ist dreieckig: je zwei lange, spitze Dreiecke aus Metall ergeben aneinandergeschweißt Lampen, die wie halbierte und verlängerte Pyramiden von der Decke hängen. Eine dreieckige Rohrkonstruktion über der Tür zum Nebenzimmer integriert eine Leuchtstoffröhre, die zum bizzaren Licht das Ihrige beiträgt. Einen dreieckigen Grundriß hat auch der alte Verkaufsständer für Motorenöl, der die BAR dekoriert.

Doch noch etwas ist rund, Fans von Sepp Herberger könnten es im Chor brüllen: der Ball, na klar, genauer die elf Kugeln des Kickers im Nebenraum. Zwei bis vier Kämpfer arbeiten dort ständig verbissen an einer Sehnenscheidenentzündung, tragen alle Kämpfe dieser Welt noch einmal aus. Wer aber glaubt, Billy Idol beim Tischfußball in Berlin ertappt zu haben, irrt und hat Captain entdeckt. Das Double des Punk-Flegels greift immer wieder mit der rechten Hand zur Mittelreihe, um die kleinen Kugeln von dort unhaltbar im Torloch zu versenken.

Im August '91 wurde die BAR eröffnet, Anfang dieses Jahres wurden noch Podeste in beiden Räumen eingebaut, auf denen man von den kleinen Tischen aus einen besseren Blick über das Gesamtgeschehen hat. Das verfolgt auch Irith hinter der Theke, die selbst die härtesten Gäste fest im Griff hat: »Brüll hier nicht rum«, sagt sie auf der Bar sitzend, und deutlicher: »Ich mag das nicht!« Das reicht.

BAR am Helmholtzplatz, Raumerstraße Ecke Lychener Straße, Nähe U-Bahnhof Eberswalder Straße, täglich 20 bis 6 Uhr.