■ BUSFAHREN IN BERLIN
: Wie zufrieden sind Sie mit der Berliner Verkehrs-Gesellschaft ?

BUSFAHREN INB E R L I N Wie zufrieden sind Sie mit der Berliner Verkehrs-Gesellschaft?

Andre Raabe, 21, Schüler

Ich bin total unzufrieden mit der BVG in letzter Zeit, weil die Verspätungen enorm zugenommen haben. Ich muß sagen, es ist schlimmer geworden, seit es die neuen Fahrpläne gibt. Ich fahre täglich mit dem Bus zur Schule. Mit dem Auto durch die Stadt zu fahren, wäre sowieso Unsinn, noch schlimmer. Ich bin schon oft zu spät in den Unterricht gekommen, weil der Bus nicht pünktlich war. Ausreden mußte ich mir allerdings noch nie überlegen. Das ist Gott sei Dank nicht so kraß bei uns, die Lehrer sehen das nicht so eng. Ich fahre nicht gerne Bus. Besonders ungern im Berufsverkehr, wenn alle sich auf den Füßen rumstehen, weil es so voll ist.

Im großen und ganzen bin ich zufrieden mit der BVG. Ich fahren jeden Tag die Linie 157. Ich habe einen kranken Bruder in West-Berlin, den versorge ich. Und pendle eben hin und her. Ich habe kein Auto, bin auf den Bus angewiesen. Manchmal ist der Bus unpünktlich, aber dann sind es ja nur ein paar Minuten. Ist ja unvermeidlich hier bei dem Verkehr und der Ampelparade. Ich kann nicht sagen, daß ich gerne Bus fahre, aber es ist für mich die einzige Möglichkeit, zu meinem Bruder zu kommen.

Ich ärgere mich total über das Busfahren. Eigentlich soll der Bus ja alle zehn Minuten fahren, aber seit jeder beim Fahrer seine Karte zeigen muß, verzögert sich alles ewig. Der Busfahrer macht nur noch vorne die Türe auf, aber schaut sowieso nicht auf die Gültigkeit der Karten. Und die Abstimmung zwischen Bussen und S-Bahn ist schlecht. Es klappt einfach nicht. Jeden Morgen kommt der Bus genau dann, wenn meine S-Bahn gerade wegfährt. Trotzdem — ich lasse mein Auto lieber stehen und benutze öffentliche Verkehrsmittel. Mit dem Bus ist man immer noch schneller, weil die Parkplatzsuche wegfällt.

Für mich ist die BVG ein großes Handicap. Ich wohne im Norden von Berlin und da fahren die Busse nur alle zwanzig Minuten. Das ist noch schlimmer als hier in der City. Wenn man sich auf den Fahrplan nicht verlassen kann versäumt man so manchen Termin. Ich komme laufend wegen unpünktlichen Bussen zu spät. Zum Beispiel ist es sehr unangenehm, wenn man einen Termin hat beim Arzt, und kommt regelmäßig zu spät, obwohl ich jedes Mal versuche, noch früher zuhause wegzugehen. Der Bus 120 hält in keiner Form seinen Plan ein. Das ist ortsbekannt, alle Anlieger leiden darunter. Viele haben sich bei der BVG schon beschwert, aber es bringt nichts.

Ich bin sehr unzufrieden mit der BVG. Und zwar weil die Fahrabstände ziemlich ausgedünnt wurden, speziell auch im Berufsverkehr. Zum Beispiel die Linie 156. Die hatte früher einen Fahrabstand von sechs Minuten, jetzt sind es zehn, und Ausfälle sind nicht selten. Ich finde, das ist einfach zu wenig, wenn man die Autos aus den Straßen weghaben will. Da muß das öffentliche Verkehrswesen eine Alternative bieten, die ist nicht gegeben. Ich wäre dafür, daß Busspuren wieder aktuell werden, damit die Busse nicht so lange brauchen. Anders wird man dem Autoverkehr nicht Herr. Wenn einer zwanzig Minuten auf den Bus warten muß, nimmt er doch lieber den Autostau in Kauf.

Umfrage: Corinna Emundts

Fotos: Eric Jan Ouwerkerk