»Trottel« und »Naivlinge« im Clinch

■ Streit zwischen AL und Bündnis 90/ Bündnis 90 im Prenzlauer Berg ausgebootet?

Berlin. Neue Querelen zwischen AL und Bündnis 90: Die Kandidatenaufstellung für die Kommunalwahl in Prenzlauer Berg hat jetzt zu einem Streit geführt, der in gewohnter Unübersichtlichkeit innerhalb und zwischen den beiden Landesverbänden ausgetragen wird. In einem internen Brief fordert Uwe Lehmann, Mitglied des Bündnis-Vorstandes und Abgeordneter der gemeinsamen Fraktion im Landesparlament, die Abwahl und Neuwahl des AL-Landesvorstandes. Grund: Die Intervention von grünen Funktionären habe mit dazu geführt, daß das Bündnis in Prenzlauer Berg »über den Tisch gezogen« worden sei. Es trete nicht mit einer eigenen Liste an, sondern sei nur Teil einer Wählergemeinschaft, der neben den Grünen auch das Neue Forum und Bürgerinitiativler angehörten. Die Bündnis- Mitglieder seien nicht angemessen vertreten.

Dahinter, so Lehmanns Verdacht, stecke die »heimliche Taktik eines Teils der AL-Führung«, durch breite Bündnisse die Bedeutung des vermeintlich zu rechts orientierten Bündnis 90 zu schmälern. Der Wahlvertrag zwischen AL und Bündnis 90 sei damit »gebrochen«. Die Folgen, mahnt Lehmann, könnten auch die gemeinsame Abgeordnetenhausfraktion und »das Gesprächsklima auf Bundesebene« belasten. Der AL-Vorstand hat bereits gekontert: In einem öffentlichen Antwortbrief warf er Lehmann »teilweise absurde Gedanken« vor. Man werde trotzdem »kein Faß aufmachen«, sagte AL-Vorständler Jochen Esser. Die Streitigkeiten seien eine lokale Angelegenheit. Überdies werde die Wählergemeinschaft im Prenzlauer Berg auch von der Mehrheit des Bündnis-Bezirksverbandes getragen.

In der Tat wirft Lehmann in seinem Brief auch den eigenen Parteifreunden im Bezirk »grenzenlose politische Naivität« vor. Die reagierten jetzt in scharfem Ton. »Lehmann lügt wie gedruckt«, schimpfte Baustadtrat Matthias Klipp, selbst »Vollmitglied« im Bündnis 90 und auf Platz zwei der Kandidatenliste. Er, so Klipp, lasse sich das mühsam ausgehandelte Wahlbündnis nicht »von einigen Trotteln« kaputtmachen.

Lehmann läßt sich davon nicht beirren. Zusammen mit einigen Gesinnungsfreunden, die sich bei der Kandidatenaufstellung benachteiligt fühlen, will er die Beschlußlage im Bezirksverband kippen und eine eigene Wahlliste aufstellen, die gegen die Wählergemeinschaft antreten soll. Wenn das nicht gelinge, so Lehmann zur taz, »gehe ich nicht zur Wahl«. hmt