Ende einer „Hängepartie“?

■ Landeschefs einigten sich auf Hörfunkmodell bei ARD und ZDF

Auf dem Weg zum „nationalen Hörfunk“ sind die Ministerpräsidenten der Länder einen Schritt vorangekommen: Deutschlandfunk, RIAS1 und Deutschlandsender Kultur werden im nächsten Jahr zu zwei Programmen „verdichtet“. Berlin wird zwar neben Köln auch Sitz des nationalen Hörfunks sein, doch konnte sich der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen nicht mit seiner Forderung durchsetzen, drei Programme bundesweit auszustrahlen. Der Appell des Berliner Abgeordnetenhauses, drei Programme zuzulassen, verpuffte wirkungslos. Nachdem aber einige Ministerpräsidenten nur noch ein nationales Programm einrichten wollten, hat Diepgen dem Zweiermodell zugestimmt, „um die Hängepartie zu beenden“.

Einen Kompromiß fand man auch in der Streitfrage der Trägerschaft. Unter dem Dach von ARD und ZDF wird eine Körperschaft des öffentlichen Rechts gebildet. Die beiden zukünftigen nationalen Hörfunkprogramme bekommen einen Intendanten, der seinen Sitz in Köln nimmt, sowie zwei Programmdirektoren, die für die inhaltliche Gestaltung verantwortlich sind. Damit soll die jeweilige Programmidentität von Deutschlandfunk und RIAS/DS Kultur gewahrt bleiben.

Während Medienpolitiker von CDU und FDP die Verfassungsmäßigkeit der Vereinbarung in Zweifel zogen, zeigte sich der Betriebsverband des Deutschlandfunks der IG Medien hoch erfreut. Er hofft offensichtlich, den jetzigen DLF-Intendanten, Edmund Gruber (CSU), loszuwerden.

Ungeachtet des Beschlusses der Ministerpräsidenten zum nationalen Hörfunk wird es beim Deutschlandsender Kultur ab 15. März zu einer Programmstrukturveränderung kommen. Dies mitzuteilen, waren am Donnerstag nicht nur Chefredakteurin Dr. Monika Künzel und die beiden ihr zur Seite gestellten Rundfunkbeauftragten Appel und Loewe, sondern auch die Intendanten von ZDF und SFB ins Schauspielhaus am Platz der Akademie geeilt.

Noch bis zum Ende des Jahres tragen ARD und ZDF gemeinsam die Verantwortung für das Programm der ehemaligen Einrichtung. Für die Leitungsebene haben sich die Ziehväter aus den Westanstalten ein „integriertes Leitungsteam“ ausgedacht. Drei Westredakteure tauschen ihre Plätze mit drei Ostredakteuren. So geht zum Beispiel ein ZDF-Fernsehredakteur von der Aspekte-Redaktion an die Spree, und der bisherige Leiter der DS-Kultur- Redaktion Kunst und Publizistik wechselt zum ZDF. „Reaktiviert“ wurde der schon seit drei Jahren pensionierte ehemalige SFB-Redaktionsleiter, Fred Boguth, der die Stelle des stellvertretenden Chefredakteurs einnimmt. Unklar war, wer für Boguth in Rente geht. 186 Mitarbeiter hat man dem DS-Kultur noch bis Ende des Jahres bewilligt. Insgesamt kommen die drei Sender auf 1.650 Mitarbeiter, von denen einige am Ende dieses Jahres ihren Job verlieren werden. Aber, so tröstet ZDF-Intendant Stolte, die neuen Träger des nationalen Hörfunks werden nicht nur Sozialpläne erstellen, sondern auch schauen, ob sie den einen oder anderen Mitarbeiter nicht auch bei ihren Sendern unterbringen können. Auch wenn man den nationalen Hörfunk erst im kommenden Jahr hören kann, zahlen müssen die Hörer schon seit Anfang dieses Jahres: 75 Pfennig monatlich pro Gebührenzahler, macht im Jahr 320 Millionen Mark. 50 Millionen kostet DS-Kultur, der Rest wird zinsgünstig und zweckgebunden angelegt. mail