Kurden von allen Seiten unter Beschuß

■ Berichte über irakische und türkische Angriffe/ PKK kündigt „unbarmherzigen Krieg“ gegen Türkei an

Diyarbakir/Bonn (taz/ap/afp) — Irakische wie türkische Kurden kommen zunehmend unter militärischen Druck. Nach Angaben des irakischen Kurdenführers Basman Saleh bereiten irakische Truppen eine Offensive gegen die Kurden vor, die Teile des irakischen Kurdengebiets kontrollieren. Laut Saleh sind vier Divisionen der Revolutionären Garden, Iraks Elitetruppen, vor der kurdischen Stadt Suleymaniya zusammengezogen worden. In den letzten Tagen häufen sich Meldungen über Angriffe irakischer Soldaten auf kurdische Stellungen. Unklar ist, ob die Iraker tatsächlich einen neuen Vernichtungsfeldzug gegen die Kurden planen oder nur Druck auf die Peschmerga ausüben wollen. Noch in diesem Frühjahr soll in den von den Peschmerga kontrollierten Gebieten ein Nationalrat gewählt werden. Dieser wird zu entscheiden haben, ob und wann die Kurden weiter mit der irakischen Führung über eine Autonomie verhandeln.

Türkische Kampfflugzeuge bombardieren weiterhin Ziele auf irakischem Territorium. Nach Angaben eines türkischen Offiziers griff die Luftwaffe am Donnerstag zum vierten Mal in diesem Monat Stellungen der türkisch-kurdischen Guerillaorganisation PKK an. Irakische Kurden und internationale Beobachter verweisen aber darauf, daß die türkischen Angriffe in erster Linie die irakisch-kurdische Zivilbevölkerung träfen. Selbst der Führer der irakischen „Demokratischen Partei Kurdistan“, Massud Barsani, übte inzwischen massive Kritik an den Angriffen. Barsani, dem von der PKK „Kollaboration“ mit der Türkei vorgeworfen wird, erklärte gegenüber der taz, es gebe nicht „die geringsten Hinweise auf PKK-Aktivitäten in den bombardierten Gebieten“.

Die PKK hat inzwischen angekündigt, einen „unbarmherzigen und totalen Krieg“ gegen die Türkei zu führen. In einem in türkisch Kurdistan verteilten Flugblatt fordert sie die Bevölkerung auf, sich gegen den türkischen Staat zu bewaffnen, Schutzbunker zu bauen und Nahrungsmittel zu deponieren. taud

Interview mit Massud Barsani auf Seite 12