Ende der Zitterpartie für RIAS 2

■ Kabelrat traf Vorentscheidung, daß der reichweitenstarke Sender an Peter Schiwy vergeben wird/ Zwei Gutachten über Wettbewerbsvorteile in Auftrag/ Endgültige Entscheidung am 24. April

Berlin. Freitag, der 13. März, war für den ehemaligen RIAS-Intendanten Peter Schiwy ein ausgesprochener Glückstag. Gegen Abend entschied der Kabelrat, daß er auch der zukünftige Chef von RIAS 2 sein kann. Damit hat die langwierige Hängepartie um den reichweitenstarken Sender ein vorläufiges Ende gefunden. Vorläufig deshalb, weil es sich bei dem Entschluß um eine »in Aussichtnahme« und keine rechtsgültige Entscheidung handelt. Die soll erst am 24. April getroffen werden.

Bis dahin soll mit dem potentiellen neuen Eigner noch ein Problem geklärt werden, das in Berlins Radiobranche die Gemüter hochkochen läßt: Wie kann der Wettbewerbsvorteil des mit öffentlichen Geldern aufgebauten Programms gegenüber anderen werbefinanzierten Sendern ausgeglichen werden? Zur Beantwortung dieser Frage hatte der Kabelrat zwei Gutachten in Auftrag gegeben. Dem Vernehmen nach kommen sie allerdings zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen. Während das eine mit Millionensummen jongliert, sieht das andere überhaupt keinen Vorteil.

Dessenungeachtet herrscht bei den Machern von RIAS 2 Erleichterung. Für sie war Peter Schiwy unter all den Bewerbern um die Frequenz der Wunschkandidat. Zum einen hat er versprochen, das Programmprofil zu erhalten, zum anderen will er die Belegschaft mit 10 Prozent an der »Radio-Information-Audio-Service2« beteiligen. 36 Prozent der Anteile hält er selbst, 21,5 Prozent gehören dem Rechtsanwalt Peter M. Heers, mit jeweils 8,25 Prozent sind die RIAS-Chefredakteure Jörg Brüggemann und Christoph Land (RIAS TV) dabei, und je 5 Prozent zeichnen die RIAS-Mitarbeiter Gerd Besserer und Volker Strobel — eine andere Form des »Management Buy Out«, scherzt Peter Schiwy. Mit fünfzig bis siebzig Mitarbeitern und einem Stammkapital von zwei Millionen Mark will Schiwy die Privatisierung möglichst schnell durchziehen, nicht zuletzt deshalb, weil eine interne Reichweitenuntersuchung zu rapiden Einbußen bei RIAS 2 gekommen ist.

War RIAS 2 noch vor ein paar Jahren der Schrittmacher eines neuen, lockeren Radiostils, so gerät es angesichts der neuen durchgestylten Formatradios ins Hintertreffen. Mit »behutsamen Änderungen« will Schiwy, der als Intendant dem RIAS schon einmal zum Durchbruch verholfen hat, den Erfolg wiederholen. Dabei kann er sich eine Kooperation mit anderen Privaten durchaus vorstellen, z.B. bei der Auslandsberichterstattung. Auf das ausgedehnte ARD- Korrespondentennetz muß ein privatisierter RIAS natürlich verzichten.

Verzichten wird Schiwy, zumindest bis Ende 1993, auch auf einen nicht unerheblichen Teil seiner potentiellen Werbeeinnahmen. Die bis zu diesem Datum befristete Lizenz wird Auflagen beinhalten, die den Wettbewerbsausgleich mittels Werbezeitbeschränkungen umfassen. Prinzipiell hat sich der neue Anbieter zwar damit einverstanden erklärt, diese Einbußen in Kauf zu nehmen, doch stecke auch hier »der Teufel im Detail«. Die Einschränkungen dürften nicht zu Lasten des Programms gehen.

Die Erfüllung einer weiteren Auflage fällt dem Konsortium weniger schwer. Da heißt es im Kabelratsbeschluß, Brandenburg solle vom neuen Anbieter berücksichtigt werden. Wenn es nach Peter Schiwy geht, dann wird der neue Privatsender seinen Sitz auf dem DEFA- Gelände in Babelsberg nehmen. mail