INTERVIEW
: Wie sicher sind die Jobs in der Computerindustrie?

■ Arbeitsmarktexperte Werner Dostal rechnet trotz der Branchenkrise mit weiterem Bedarf an ProgrammiererInnen

In der Computerbranche kriselt es. Die von zweistelligen Zuwachsraten verwöhnten Firmen haben Absatzprobleme, der gnadenlose Preiskrieg erhöht den Rationalisierungsdruck. Dr. Werner Dostal ist beim Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit für EDV- Fachleute zuständig.

taz: Müssen auch Informatiker in Zukunft mit Arbeitslosigkeit rechnen?

Werner Dostal: Nein, noch nicht. Die Krise ist sehr stark aufgebauscht worden. Das betrifft nur die Hardwarehersteller und Vermarkter, während die Softwarehersteller von dieser Entwicklung zur Zeit eher profitieren. Die stellen die Leute ein, die da freiwerden.

EDV-Berufe sind also immer noch gefragt?

Seit 1989 haben wir in den alten Bundesländern sogar einen leichten Rückgang der Arbeitslosenzahlen. Und das, owohl die Zahl der Computerfachleute stark zugenommen hat. Insgesamt haben wir eine Arbeitslosenquote von drei Prozent, das ist immer noch traumhaft wenig.

Welche Qualifikation ist gefragt? Muß es immer ein Universitätsabschluß sein?

In der Regel werden Fachhochschulabsolventen schneller eingestellt, weil man denen eine größere Praxisnähe zutraut. Von den Neueinsteigern hatten 1991 gut 40 Prozent einen Hochschulabschluß. Die Hälfte hat kein Abitur. Die Tendenz geht aber zur höheren Qualifizierung.

Im Moment ist von einem Chipkrieg die Rede, die japanische Industrie drohe die amerikanischen und europäischen Hersteller an die Wand zu drücken. Gibt es hierzulande genügend qualifiziertes Personal, diesen Trend aufzuhalten?

Die Japaner überrollen mit Hardware, aber nicht mit Software. Auf die lange Sicht ist aber nicht die Hardware, sondern Software und Organisation das Dominante, das bringt die Arbeitsplätze. Es gibt im Westen immer noch ein Potential an qualifiziertem Personal, das das japanische bei weitem übersteigt. Ich wäre dagegen, daß man die europäische Chipentwicklung einfach verlorengehen läßt. Der Rückstand der Europäer ist aber noch nicht so groß. Wichtig ist das Know-how. Ein Beispiel wären die Uhren, da hat man lange angenommen, der Markt wäre fest in den Händen der Japaner. Und dann kam die Schweiz mit der Swatch. Das Beispiel zeigt aber noch etwas anderes: daß Mode und Marketing heute wichtiger sind als die Technik. Interview: Frank Holzkamp