piwik no script img

Werbung gegen Schwindsucht

■ Evangelische Kirche gegen Austritt und Abschaffung von Kirchensteuer

„Wir machen gute Arbeit, die Leute wissen nur zu wenig darüber.“ Mit den Worten Helmut Kohls stellte Olaf Droste, Öffentlichkeitspastor der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK), ein neues Faltblatt aus seinem Hause vor. Der Austrittswelle nach Einführung der Solidaritätsabgabe und der Diskussion um die Abschaffung der Kirchensteuer will die BEK durch Informationen entgegentreten. Auf Hochglanz präsentiert sie vor allem das, was Pastor Ernst Uhl von der Kirchenleitung „Sozialgemeinschaft Kirche“ nennt. Uhl: „Die Kirche übernimmt eine ganze Reihe sozialer Aufgaben, die ansonsten Sache des Staates wären.“ Das allein sei Grund genug, die finanziellen Pfründe der Kirchen zu sichern, meinten die Kirchenvertreter gestern vor der Landespressekonferenz.

Die Bremer Kirche mußte mit der Einführung der Solidaritätsabgabe im Frühjahr 1991 70 Prozent mehr Austritte als in der Zeit davor hinnehmen. Etwa 5.000 BremerInnen haben im vergangenen Jahr die Evangelische Kirche verlassen.

Die Diskussion um die Abschaffung der Kirchensteuer hat allerdings keine erkennbare Unruhe bei den Kirchenoberen ausgelöst. Droste gibt sich betont gelassen: „Das taucht auf wie das Ungeheuer von Loch Ness.“ Das Thema werde höchstens in TalkShows aufgegriffen, „ein gesellschaftlicher Prozeß ist das nicht.“ Horst Janus, theologischer Referent bei der Kirchenleitung, sieht einen Zusammenhang zwischen Steuer und Austritten: „Viele melden sich nicht von der Kirche ab, sondern von der Kirchensteuer.“ Es müsse über Alternativen zur Kirchensteuer nachgedacht werden. Mit dieser Andeutung steht er jedoch fürs erste alleine. Pressemann Droste bestreitet, daß die Austritte etwas mit dem automatischen Einzug der Beiträge über die Finanzämter zu tun haben. Noch kann sich die Kirche in relativer Sicherheit wiegen. Droste: „Wenn zwei Drittel der Bevölkerung in der Kirche sind, ist die Beunruhigung nicht sehr groß.“ J.G.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen