Die Radio-100-Story

Berlin. Auf Initiative eines Häufleins agitationslüstiger Politleute, unzufriedener SFB-, Piraten- und Kabelfunker ging Radio 100 am 1.März 1987 auf Sendung. Mit Gesellschaftern aus der alternativen Szene konnten vier Stunden täglich finanziert werden. Die Frequenz teilte man sich ausgerechnet mit dem rechtslastigen Volkssender Hundert,6.

Ein halbes Jahr später wechselte Radio 100 auf 103,4 MHz zum unscheinbaren »Radio in Berlin« und sendete fortan sechs Stunden am Tag. Nachdem der Ko-Sender im Sommer 1991 pleite ging, begann man rund um die Uhr zu funken. Diesen Schritt konnte Radio 100 finanziell nicht verkraften. Die Belegschaft sah sich nach kapitalkräftigen neuen Gesellschaftern um, konnte sich aber nicht zwischen dem französischen Mediengiganten NRJ (sprich: Energy) und dem Medienkonzern Schmidt & Partner (ElefantenPress, Titanic) entscheiden. In dieser Pattsituation trat Geschäftsführer und NRJ-Anhänger Thomas Thimme am 28.2.91 die Flucht nach vorn an und erklärte den Konkurs.

In getrennten Lizenzanträgen bewarben sich beide Fraktionen beim Kabelrat um die Nachfolge. Den Zuschlag erhielt Radio Energy, mit der Auflage, die ausländischen Programme weiterzuführen. Im November 1991 bewarben sich die Alternativfunker um die ausgeschriebene Stadtfrequenz 106,8 MHz. Mit Rücksicht auf die geplante Zusammenarbeit mit Brandenburg hat der Kabelrat noch keine Entscheidung getroffen. mize