Naturpark auf Parkhaus

■ Umweltsenator Hassemer sieht sich in Kreuzberg um

Kreuzberg. Der Flughafen Tempelhof soll bis spätestens Ende des Jahrzehnts geschlossen werden, unabhängig davon, ob es einen neuen Großflughafen in der Umgebung Berlins gibt oder nicht. Dies erklärte Umweltsenator Volker Hassemer (CDU) gestern bei einem Besuch bei Bezirksbürgermeister König (SPD). Bis dahin soll der Flughafen Schönefeld soweit ausgebaut sein, daß dort jährlich 15 Millionen Fluggäste abgefertigt werden können. Der Flughafen, sei ein »wertvolles innerstädtisches Gelände«, sagte Hassemer, daß auch entsprechend genutzt werden sollte. Auf einem Drittel des Geländes könnten Wohnungen entstehen. Für Regierungsfunktionen sollte das Gelände nicht zur Verfügung stehen.

Weiter sprach sich Hassemer explizit dagegen aus, große Gebiete von Kreuzberg unter den Schutz der Erhaltungssatzung zu stellen. Das ist eine Satzung, die Baumaßnahmen nur dann erlaubt, wenn die soziale Zusammensetzung der Bewohner erhalten bleibt. Der Bezirk will etwa 80 Prozent von Kreuzberg 36 unter den Schutz dieser Satzung stellen, das ist Hassemer zuviel. »Irritationen« habe es im Bezirk gegeben, nachdem man aus der Zeitung erfahren habe, daß das Gleisdreieck vom Senat als künftiger Riesenparkplatz für Daimler- Benz am Potsdamer Platz betrachtet wird, bemerkte Bezirksbürgermeister Günter König. Der Bezirk plant dort seit langem einen Naturpark.

Zu Daimler-Benz »ja oder nein zu sagen, ist jedoch zu einfach«, sagte König. Zudem werde man die 1.700 Parkplätze, von denen die Rede war, unterirdisch bauen. Den Park könne man darüber anlegen. »Bleibt nur noch das Problem, wie die Autos da hin- und wegkommen«, erklärte König.

Einig waren sich beide darin, daß im »traditionellen Gewerbegebiet« am Spreegürtel die Industrie erhalten bleiben soll. Allenfalls ein sehr kleiner Anteil von »Dienstleistern«, etwa Banken und Wohnungen, sei dort ebenfalls denkbar. Nachdem die Berliner Luft in den letzten Jahren deutlich besser geworden sei, sehe man keinen Grund, jegliche Industrie auf die grüne Wiese zu verbannen, so Senator Hassemer. Eva Schweitzer