Grabschibitionist Blacky

■ Ja oder nein, Montag, 20.15 Uhr

Nun wollten auch wir mal dieses Was bin ich?-Dings mit Blacky Fuchsberger sehen, nachdem wir doch so viel Gutes und Schlechtes gehört hatten. Das Schlechte: Alice Schwarzer macht jetzt auch auf blödes Ratespiel. Das Gute: Alice Schwarzer ist zu sehen. Und was die anrichtet damit, daß sie in die Niederungen der platten Unterhaltung steigt: Unser Sohn ist nun ausgesprochener Alice-Schwarzer-Fan. „Ich find' die süß“, verteidigte er die Frau, als ich anfing zu mosern, daß sie, die Leitfigur für Abertausende von emanzipationswilligen Schwestern war, nun ausgerechnet mit diesem unsäglichen M-TV-1-Fuchsberger (für Nichtwisser: Blackys Autonummer) zusammen in einer Show auftritt. Man stelle sich vor, ein Zehnjähriger! Der weiß doch noch gar nicht Bescheid über alles! Er ist noch so unerfahren. Na ja, verstehen kann man ihn schon. Sie ist ja wirklich süß geworden, die Alice, und geht jeder verfänglichen Frage aus dem Weg. Aber das Tollste, Deutschlands bester Torhüter aller Zeiten, Sepp Maier, begann fast jede Frage mit: „Oisso mich tät interessiern, is däs Ereignis vielleicht in iham Urlaub possiert?“ Nein! Natürlich nicht! Er ist ja immer noch lustig, der Sepp. Das Allerschlimmste aber: Warum blieb Alice stumm? Das stimmt natürlich nicht ganz, sie quasselte eigentlich unentwegt Nettes und Amüsantes, Intelligentes und absoluten Quatsch. Aber als Blacky Fuchsberger Nina Hagens Hand in die seinen preßte und nicht mehr losließ, obwohl die Nina doch deutlich angewidert grinste, da rechnete ich natürlich sofort mit einer brutalen Großoffensive der Grand Old Woman der deutschen Frauenbewegung. Doch die Streitbare brachte keinen Ton heraus. Als Blacky Ninas Hand dann hart auf den Tisch knallte und seine rechte darauf legte, wie man einen rohen Schinken beschwert, mindestens eine unendliche Minute lang, da stöhnte zwar meine Gattin: „Du, mir wird ganz komisch. Das gibt's doch gar nicht. Schau dir mal diese Type an. Das ist doch üble sexuelle Belästigung live.“ Daß die Nina das einfach so mitmacht. Die ist doch sonst nicht zauderlich. Und Alice? Keinen Ton. Nina bleibt cool und grinst zähflüssig weiter. Aber als Blacky ein kurzes Loslassen antäuscht — Nina versucht in der Zwischenzeit ihre Hand ganz unmerklich vom Tisch zu ziehen — dann aber gleich wieder zugrabscht, scheint auch sie nervös zu werden. Des widerwärtigen Rätsels Lösung: Blacky hatte sich so gefreut, daß die Nina tatsächlich ein altes Lied singen wollte, das er doch selbst geschrieben hatte, damals, als er so einsam war. Natürlich nicht für die Nina, die „war ja damals noch gar nicht auf der Welt“. Titel: Blumen für die Damen. Immer noch besser als diese Hände. Philippe André