Eine Milliarde für Bus und Bahn

■ Stadtentwicklungssenator Ralf Fücks über die Zukunft Bremens

Neues Styling für den ÖPNV

Der Senator für Stadtentwicklung, Ralf Fücks (Grüne), ließ gleich zu Beginn der Veranstaltung eine kleine Bombe hochgehen: Bis zum Jahr 1997 sollen in Bremen eine Milliarde Mark für die Verbesserung des öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) ausgegeben werden. Neue Schienen, schnellere Takte, ein verbessertes „Styling“ des ÖPNV sind die Schwerpunkte dieses gigantischen Investitionsprogramms, mit dem Bremen zu einer Stadt entwickelt werden soll, in der man auch ohne Auto mobil ist.

Ansonsten blieb es, und das war auch das erklärte Ziel am Dienstag Abend, unkonkret. Fücks war Gast der Initiative „Bremer Stadtbild“ in der Architektenkammer und sollte seine Vorstellungen über Bremens Zukunft in groben Zügen darstellen. Er verband dabei die Stichworte „Stadt am Fluß“, „Ausgleich zwischen City und Stadtteilen“, „Innenentwicklung statt Expansion“ zu einer Skizze Bremens im Jahre irgendwann.

„Wir müssen das Thema Stadtentwicklung wieder zu einem öffentlichen Diskussionsthema machen“, forderte Fücks. Das Bremer Bürgertum habe seine Stadt aufgegeben, das Mäzenatentum liege brach, das Stadtbild orientiere sich an den wirtschaftlichen

Haltestelle

Bedürfnissen einer neuen Managerklasse, die mehr mit der Rendite ihres Unternehmens statt mit den Traditionen der Stadt verhaftet seien. „Die Krise Bremens ist eine Krise des Bremer Selbstbewußtseins: Es gibt keine Identifikation mehr mit der Stadt.“

Stadtplanung am Schreibtisch, erklärte Fücks, sei weder möglich noch wünschenswert. Stadtplanung müsse sich vielmehr in einem Diskussionsprozeß zwischen verschiedenen Interessenlagen entwickeln. Der Senator kündigte einen Städtebaubeirat an, dessen Kompetenzen und Ausstattungen bislang aber noch nicht endgültig festgelegt seien. „Wir wissen noch nicht, ob er autoritär Entscheidungen treffen soll, oder ob er ein Gremium ist, das einfach mit Autoritäten ausgestattet ist.“

Fücks bekannte sich ausdrücklich zu dem vom Senat beschlossenen Wohnungsbauprogramm. Für die bis zum Jahr 1995 anvisierten 10.000 Wohnungen müßten entsprechende Flächen zur Verfügung gestellt werden. „Lückenbebauung und Verdichtung von Wohnraum berücksichtigen wir, aber ich sage hier ganz deutlich: Wenn das nicht reicht, werden wir freie Flächen bebauen.“

„Wir werden uns städtebaulich auf das konzentrieren, was geplant ist“, erklärte der Senator weiter. Umstrittene Bebauungsprojekte wie im Weidedamm III und Hollerland würden realisiert, die Bebauung von Borgfeld-West sei dagegen „mit mir nicht zu machen.“ Im Zusammenhang mit dem Problem der Wohnungsnot unterstrich Fücks erneut die Notwendigkeit einer Wohnflächenabgabe für Einzelhaushalte, die zuviel Quadratmeter für sich beanspruchen. Allerdings müsse man eine solche Abgabe „behutsam“ angehen, weil sie „tief ins Private“ ziele.

Natürlich kam auch das Thema „Wohnen am Hafen“ zur Sprache. Das Problem gegenüber anderen Hafenstädten liege im Fall Bremen darin, daß die Gewerbeflächen derzeit noch genutzt würden. „Es gibt derzeit keine gesicherte Bestandsaufnahme für das, was da ökonomisch zur Zeit noch passiert“, kritisierte Fücks. „Wohnen am Hafen“ sei aufgrund der massiven Interessenkonflikte mit der Wirtschaft derzeit „nicht mehr als ein Phantasiespiel, aber das ist auch gut so.“ mad