Für Autofahrer ein Horrorland

■ Fücks will im Hollerland Maßstäbe für ökologisches Bauen setzen

Umweltsenator Ralf Fücks hat eine Lektion schnell gelernt: „Ich bin im Beirat Horn richtig unter Beschuß von denen geraten, die mir politisch sehr nahe stehen.“ Da hatte Fücks vor einiger Zeit einen Bebauungsplan für das Hollerland zu vertreten, der noch unter Ex-Bausenator Kunick entstanden war. Nach der Schelte war in der Behörde noch einmal gründlich nachgedacht worden. Und für das Ergebnis bekam Fücks am Dienstag „eine sehr positive Rückmeldung“ von der Stadtentwicklungsdeputation und von den Horner Beiräten. Von den Beiräten war beim ersten Mal bemängelt worden, daß der Bebauungsplanentwurf keinerlei ökologische Akzente setze.

Garagen begrünen, Spielplätze bauen

Das hat sich jetzt in einer Reihe von Punkten geändert. So sollen Tiefgaragen begrünt und zusätzliche Spielplätze gebaut werden. Das Regenwasser, das nach bisherigen Plänen zu zwei Dritteln in die Kanalisation gehen sollte, soll jetzt versickern oder in die Fleete geleitet werden. Das ganze Gebiet soll zudem an das Fernwärmenetz angeschlossen werden.

Für Autofahrer wird das Wohngebiet Hollerland eher ein Horrorland. So wird die Straßenbreite auf die gesetzlich erforderliche Mindestbreite von 4,50 Metern reduziert. Zusätzlich sollen Engpässe Motorisierte am Rasen hindern. Wer einen Parkplatz sucht, kann in größere Schwierigkeiten kommen. Die nach der Parkplatzverordnung vorgeschriebene Richtzahl von 0,8 Parkplatz je Wohnung wird auf 0,7 verringert. Die Folge: Statt 800 Parkplätzen werden lediglich 700 gebaut.

Dagegen könnte das Wohngebiet für konsequente Nicht-Automobilisten zum Schlaraffenland werden, vorausgesetzt es finden sich in ausreichender Zahl Menschen, die auf ein Auto verzichten wollen. „Falls sich genügend InteressentInnen finden, soll eine Teilfläche für Wohnen ohne Auto reserviert werden“, griff Fücks eine Idee des Bremer Hochschullehrers Thomas Krämer-Badoni auf.

In einem Teilbereich soll ein Modellprojekt „ökologisches Bauen im Geschoßwohnungsbau“ durchgeführt werden. Dazu wird Fücks einen GutachterInnenwettbewerb ausschreiben. Für die Verwirklichung der Idee wird noch ein Träger gesucht.

Beantragt und bewilligt ist ein Antrag an den Bundesbauminister, ein Forschungsvorhaben „im Rahmen des experimentellen Wohnungsbaus“ zu finanzieren.

Damit das Hollerland nicht eine Oase für die gehobene Mittelschicht wird, sollen dort vorwiegend nur Gebäude zulässig sein, die mit Mitteln des sozialen Wohnungsbaus gefördert werden könnten.

„Wir haben die Möglichkeiten des Baurechtes voll ausgeschöpft“, meinte Fücks auf eine kritisches Nachfrage des Hollerland-Aktivisten Gerold Janssen. Wenn noch mehr verwirklicht werden solle, sei das nun Sache der Bauträger und der Wohnungsinteressenten. Mit dem jetzt vogestellten Plan würden Maßstäbe gesetzt, die „weit über Bremen hinaus wirken“.

Gerold Janssen, der es im Herbst 1989 erreicht hatte, daß 13 zur Bebauung vorgesehene Hektar Hollerland zum Naturschutzgebiet wurden, war denn letzlich auch mit den neuen Plänen zufrieden. „Es ist noch einmal sehr viel in Gang gekommen.“ Einen dringlichen Wunsch hat Janssen aber noch: Der an das ökologisch wertvolle Wäldchen grenzende Bereich soll nicht überbaut werden. hbk