SchwedInnen verjagen „Historiker“ Faurisson

Stockholm (taz) — Proteste antirassistischer DemonstrantInnen hinderten den französischen „Historiker“ Robert Faurisson am Dienstag abend in Stockholm daran, seine These von der angeblich nicht stattgefundenen Judenvernichtung im Dritten Reich auf einer öffentlichen Versammlung zu verbreiten. Weder seine eigene „Leibwache“ aus kurzgeschorenen Sympathisanten noch die Polizei mit Hundestaffeln konnten die — genehmigte — Veranstaltung retten.

Mehrere Organisationen und Reichstagsabgeordnete hatten gefordert, Faurisson die Einreise nach Schweden zu verwehren. Kürzlich hatte auch die Bundesrepublik die Einreise verweigert. Doch in Schweden sieht das anders aus: Die dortige Polizei hatte keine Hinweise dafür, daß Faurisson verbotene Rassen- und Judenhetze betreiben werde.

Faurisson, ein führender neonazistischer Ideologe, war von der Schwedisch-Islamischen Vereinigung eingeladen worden. Diese vertritt über den Lokalsender Radio Islam Thesen, die denen Faurissons ähnlich sind. Wegen antisemitischer Hetze war dessen verantwortlicher Redakteur, Ahmed Rami, kürzlich zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Ein Verbot von Radio Islam ist wiederholt gefordert worden. Der Sender ist aber so lange gesetzlich nicht angreifbar, wie die antisemitische Propaganda als „wissenschaftliche These“ verkauft wird. Reinhard Wolff