DOKUMENTATION "Der Fürst pinkelt..."

■ "...das Volk redet von Überschwemmung" / Kultursenatorin Dr. Helga Trüpel antwortet auf die gestrige Glosse der taz

Soeben flattert uns ein Fax auf den Tisch. Briefkopf: Die Senatorin für Kultur und Ausländerintegration. Unter der Überschrift Lieber Nödeldödel als Trüpel-Rüdel / Zu Manfred Dworschak „Zumindest durch staatliches Handeln insofern!“ nimmt Helga Trüpel Stellung zur gestrigen Glosse der taz. Wir dokumentieren gerne auch ungekürzt die Antwort und versichern abermals: Wir haben daran kein Haar gekrümmt; es ist alles wahr. Die bleierne Schwere, einmal aufgeworfen, sind wieder unterwegs und machen vor nichts halt.

Wir wußten es schon immer. Alles hängt mit allem zusammen! Die bleierne Schwere, die Finanzmangel und ABM-Misere in Bremen aufgeworfen haben, machen auch vor der TAZ nicht halt. Da wird Nödeldödel mit Nödeldödel zu einer halben Seite Schwarz auf Weiß. Es gibt anscheinend nichts mehr zu sagen!

Zur Sache: Da gibt es zwei Seiten mit einer Auflistung von Arbeitsschwerpunkten für die grüne Mitgliederversammlung. Eingeleitet wird das Papier durch 3 — 4 Sätze, die die sozialwissenschaftlich gängige (Ulrich Beck — nicht Haake Beck) Zustandsbeschreibung unserer Gesellschaft antippen; denn auch Kultur als das „Erhabene“ bewegt sich dort. Also eher Nödeldödel, der einen common sense beschreibt, der Spiegelstriche einleitet.

Doch halt, nix common sense! Jahrhunderte zurück! Tiefstes Mittelalter! Der Fürst pinkelt,

“An irgendetwas muß der kleine Untertan sich doch halten können!“

das Volk redet von Überschwemmung. Ein Vorspann wird zum Konzept. An irgendetwas muß der kleine Untertan sich doch halten können. Schnitt! Eine gute viertel Seite gefüllt.

Angetreten sind die Grünen kulturpolitisch unter den Stichworten: Vielfältigkeit, Lebendigkeit und Dialog. Kulturpolitische Edikte wurden nicht angekündigt und sind auch, wenn es anscheinend gewollt ist, nicht beabsichtigt.

Aber jetzt wird es trivial: Sparquote, zwei Drittel der Akademiker ABM im Kulturbereich fallen weg. Gewollt war mehr, jetzt sollen nur Bestände gesichert werden. Kein Feuerwerk an neuen Ideen. Auch nicht drei oder vier. Hinter jeder neuen Idee steht ein Kulturladen, das Lagerhaus, der Schlachthof, Dacapo, Zeichen und Spuren, Gedok undundund und Fragen, warum diese Idee, die doch unser Aus bedeutet, und nicht auch wir?

Schwerpunkte und Perspektiven? Es ist bitter, aber in diesem Rahmen bewegen sie sich.

Doch wo ist die Wunschmaschine, die die Wünsche materialisiert? Doch daß er sie noch hat, ehrt den Autor des Nödeldödels. Schnitt! Eine halbe Seite voll. Kultur in Bremen!? Das war's.

Noch eins. Was soll das? Warum werden diese Seiten zum quasi Geheimpapier stilisiert? Zitat: „Erstmals kursierte das vier Seiten Papier...“. Es lag offen aus, ist erläuterungsbedürftig und war als Auflistung anstehender Problemfelder gedacht, für den Fall, daß es auf der Mitgliederversammlung wegen der Änderung des Ressortzuschnitts zu einer Debatte über Kulturpolitik gekommen wäre. Aber im Zeitalter der modernen Kommunikationsmittel sind Nachfragen wohl nicht mehr möglich. Mit freundlichem Gruß Helga Trüpel