Ganz ununterdrückt

■ Gleich sieben argentinische Künstlerinnen in der Angestelltenkammer

Eröffnet wurde die Ausstellung der sieben Argentinierinnen am 8. März, dem Internationalen Frauentag. Thema war: „500 Jahre Kolonialismus“. — Wer jetzt allerdings engagierte Frauenkunst in der Angestelltenkammer erwartet oder überhaupt ein erkennbares politisches Engagement, wäre einem Vorurteil aufgesessen: Nicht alle Kunst aus Südamerika ist Kunst der Unterdrückten. Die sieben Frauen haben an Hochschulen studiert, sind Lehrerinnen und Dozentinnen und haben ausnahmlos große internationale Ausstellungserfahrung. Ihre Zeichnungen, Siebdrucke und Graphiken verwirren nicht und fordern nicht heraus, es sei denn gerade dadurch, daß sie in keiner gehoben-bürgerlichen Galerie aus dem Rahmen fallen würden.

Die „Reihe der Gedanken“ von Graciela Ceconi zeigt Menschen im Stil der Neuen Sachlichkeit. Wenn deren obere Gesichtshälften nicht regelmäßig am Rahmenrand abgeschnitten wären, dann müßte die Betrachterin sich ihren starren Augen aussetzen. So kommt sie noch einmal davon.

Martha Zuiks Siebdrucke wirken wie verschwommene Langzeitbelichtungen nächtlicher Städte, irgendwo. Alicia Diaz Rinaldi spielt mit Formen der klassischen Radierungskunst, ihre Kolleginnen Reina Kochashian und Maria Suardi mit geometrischen Formen und Wiederholungsstrukturen. Kühl und düster ist die „Apocalipsis“ von Mabel Rubli; taumelnde Zirkelkreise um zwei verlorene Augen sind „Zeuge der Zeiten“ bei Zulema Maza.

Die beiden Organisatorinnen der Ausstellung, die Chilenin Eliana Sanzani und Renate Winter vom Verein „Frauen und Kultur in Lateinamerika“ bemühen sich auch weiterhin um Kontakte zwischen lateinamerikanischen Künstlerinnen und der Bremer Kulturszene: Auf der „Breminale“ wird eine 13-köpfige Frauen-Tanz-Theatergruppe auftreten; die lateinamerikanischen Wochen im August und September sind schon in Planung. Cornelia Kurth

Noch bis zum 27.3.