Die Götter verlassen den gerodeten Wald

■ Naturfreunde fördern Öko-Projekte in Ghana

In Ghana gibt es einen Brauch: An einem Fluß darf kein Baum gefällt werden, weil die Kinder der Götter dort baden — und damit die Menschen sie nicht sehen können, müssen sie sich hinter Bäumen verstecken können. Werden die aber zerstört, verlassen die guten Geister den Fluß.

„Solche religiösen Tabus haben eine unglaubliche ökologische Bedeutung“, sagt Dr. Manfred Niekisch, Geschäftsführer der „Stiftung zum Schutz der tropischen Regenwälder“, Oro Verde. Trotzdem: In den letzten 40 Jahren sind in Ghana von 110.000 Quadratkilometern Regenwald gerade mal 1.000 übrig geblieben: Der Handel mit Tropenholz blüht.

Ökologische Projekte vor Ort fördern will das weltweit arbeitende Oro Verde — seit neuestem in Zusammenarbeit mit den Bremer Naturfreunden: Waldbestandsaufnahmen machen, in einzelnen Dörfern die Brennholzversorgung sichern, erosionsverhindernde Land- und Forstwirtschaft ankurbeln. In zwei Wochen werden die Mitlieder der Naturfreunde-Projektgruppe nach Ghana fliegen und dort nach Kooperationspartnern suchen.

Die Bremer Häfen sind einer der bedeutendsten Handelsplätze für Tropenholz: 1990 wurden zwei Millionen Kubikmeter umgeschlagen. „Wir wollen den Holzhandel dazu auffordern, daß er statt des Vertriebes von Tropenholz Nicht-Primärwälder bewirtschaftet“, sagte Ralf Fücks gestern. Für alle Behörden und Ämter gelte: Verzicht auf Tropenholz. Für eine Kooperation Bremens mit dem WWF sollen zum Schutz von Regenwäldern in Gabun 350.000 Mark in den nächsten fünf Jahren investiert werden.

„Abstrakt weiß jeder, daß mit den tropischen Regenwäldern die größte ökologische Schatztruhe der Erde zerstört wird — aber das verlangsamt nicht das Tempo der Motorsägen“, so Fücks. Deshalb haben ihm „diese konkreten Vorstellungen von Oro Verde und Naturfreunden sehr imponiert.“ skai