Protest der Flüchtlinge

■ AktivistInnen stürmten Büro der Wohnungshilfe

Der Leiter der Wohnungshilfe Claus Gehlhaar war sichtlich empört, als gestern morgen 20 AktivistInnen und Flüchtlinge in sein Büro in der Langenstraße eindrangen. Die Protestierenden mußten sich durch die Hintertür Zutritt zu dem Amt verschaffen. Denn am Eingang verwehren uniformierte Wachmänner den Flüchtlingen freien Zugang zu der Behörde. „Ich finde das eine Zumutung“, empfing Claus Gehlhaar die Eindringlinge, die ihm eine Protesterklärung überreichten, „für Sie ist der Pressesprecher zuständig.“

Doch unbeirrt trug die Gruppe des antirassistischen Stadtteilplenums Neustadt mit Flüchtlingen aus der Erstunterkunft in der Duisburger Straße ihre Forderung vor: Die katastrophale Wohnsituation der Flüchtlinge müßte entscheidend verbessert werden. Derzeit müßten sich 70 Flüchlinge in der Duisburger Straße drei Toiletten, einen Duschraum und eine Waschmaschine teilen. Nach Aussagen der Flüchtlinge sind verschmutzte sanitäre Anlagen und der entsprechende Gestank Dauerzustand in der Unterkunft.

Laut Senatsbeschluß dürfen die Flüchtlinge in Erstunterkünften nicht selbst kochen und bekommen daher den Sozialhilfesatz auf 146 Mark gekürzt. Nach Angaben des antirassistischen Stadtteilplenums befinden sich einige Flüchtlinge aufgrund der unungewohnten Großküchenverpflegung bereits in ärztlicher Behandlung oder kaufen sich von ihrem mageren Taschengeld eigene Lebensmittel.

Erstunterkünfte sind eigentlich nur für die ersten sechs Wochen ihres Aufenthalts i Bremen gedacht. Wenn die AsylbewerberInnen ihre Zuweisung aus Zirndorf erhalten haben, müßten sie sie eigentlich in eine Nachfolgeunterkunft vermittelt werden. 312 Flüchtlinge in Bremen haben eine solche Zuweisung, doch es fehlt an Nachfolgeplätzen, zum Beispiel in Hotels oder in Häusern, die das Land Bremen anzumieten hätte.

„Ihre Forderungen sind schon berechtigt,“ gab Claus Gehlhaar gestern zu. „Wir nehmen sie zur Kenntnis und bitten sie jetzt den Raum zu verlassen. Oder ich rufe die Polizei“, beendete er kurzerhand die Aktion. sim