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Grünenstraße bis Mai besetzt

■ Beirat: Eine Arbeitsgruppe soll bis dahin eine Kompromiß-Lösung finden

Tuntentanz im Beirat Neustadt: Flauschige Wattebäuschchen, die durch die Luft flogen, Pralines und Konfekt, Männer in Stöckelschuhen und kleinem Schwarzen: So präsentierten sich die Besetzer des Hauses Grünenstraße am Mittwoch abend im Beirat Neustadt. Das seit Dezember 1989 besetzte Haus stand wieder einmal auf der Tagesordnung.

Die Entscheidung über das Haus Grünenstraße 18 soll im Mai 1992 endgültig fallen. Die nach einem Kompromiß zwischen Besetzern und Behörden suchende „Arbeitsgruppe Grünenstraße“ soll bis dahin eine Lösung gefunden haben. Gleichzeitig sollen eine Einwohnerversammlung einberufen und die übrigen Einwohner der Grünenstraße vor Lärmbelästigung und Übergriffen seitens der Besetzer geschützt werden.

Einem entsprechenden SPD- Antrag stimmten neben den Sozialdemokraten auch die Grünen zu. Die CDU will jedoch einen Räumungsantrag in der Bürgerschaft stellen. Ein entsprechender Räumungstitel liegt seit Juli letzten Jahres beim Amtsgericht vor.

Neben der Räumung werden vor allem zwei Modelle diskutiert, die den überwiegend jugendlichen Besetzern eine Perspektive eröffnen können:

Erstens: Die Besetzer übernehmen das Grundstück Grünenstraße 18. Die anliegenden Grundstücke 15 bis 17 werden wie geplant für Wohnbebauung freigegeben.

Zweitens: Die Finanzbehörde als Eigentümerin stellt ein Alternativhaus zur Verfügung, in dem entweder Wohnen und Kultur kombiniert werden können, wie es die Besetzer in ihrem Konzept fordern, oder in räumlich zumutbarer Distanz getrennt angeboten werden.

Derzeit, so erklärten über einstimmend Beiratssprecher Detlef Albers (SPD) und Ulrich Keller von der Finanzbehörde, gibt es in Bremen keine Häuser, die den Besetzern alternativ angeboten werden können.

Das von der Gruppe „Anders Wohnen“ vorgelegte Nutzungskonzept „ist völlig unzureichend“, erklärte Keller am Mittwoch abend im Beirat. Die Besetzer hätten seit Januar ein Ergänzungskonzept vorlegen sollen, was sie bis heute nicht getan hätten. Die wiederum erklärten, von dieser Kritik des Finanzsenators nichts gewußt zu haben. Außerdem legten sie am Mittwoch abend ein „Sanierungskonzept“ vor, das nach ihren eigenen Angaben „Möglichkeiten für die Stadtgemeinde eröffent“, aus dem Projekt plus minus null herauszukommen.“

Die Stadtgemeinde hatte 1987 die Grundstücke Grünenstraße Nr. 15 bis 18 gekauft. Die Arbeitsgruppe Grünenstraße, an der neben allen beteiligten Ressorts auch die Besetzer beteiligt sind, soll jetzt noch einmal das neu vorgelegte Konzept der Besetzer prüfen.

Bis zur Entscheidung im Mai, so entschied der Beirat, wird nichts gegen das Haus unternommen. Die CDU sah das anders. „Bis Mai ist längst geräumt“, erklärte der innenpolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion Ralf Borttscheller, der Gast im Beirat war. mad

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