Keine Berliner Bronx

■ Marzahn ist mehr als nur ein Häusermeer/ PDS ist die stärkste Fraktion in der BVV/ Keine Stasi-Hochburg

Marzahn ist mit 13 Jahren (gegründet am 5. Januar 1979) einer der jüngsten Verwaltungsbezirke von Berlin und mit seinen Gegensätzen auch einer der kontrastreichsten. Der Bezirk hat eine Fläche von 30,9 Quadratkilometer, die sich in eine dreiteilige Flächennutzung gliedern läßt — in der Mitte das Wohngebiet, im Westen, hinter der S-Bahn-Strecke, das 750 Hektar große Industrie- und Gewerbegebiet und im Osten das Wuhletal, ein großer zusammenhängender Grüngürtel mit Freizeit- und Erholungsparks.

Die Großsiedlung Marzahn zählt mit 60.000 Wohnungen zu den größten Europas. »Noch ist es nicht die Bronx von Berlin«, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende, Christian Klahr. Die Neubausiedlungen in Ost-Berlin hätten eine vollkommen andere soziale Struktur als vergleichbare Viertel im Westen.

Auch die oft beschworene Vorstellung von Stasi-Hochburgen, könne statistisch nicht verifiziert werden. Sicher sei nur, daß die Neubauwohnungen das Beste gewesen seien, was es gab. Hier hatten Privilegierte, Staatsbedienstete oder KombinatsleiterInnen ihr Zuhause.

Bei den letzten Wahlen zum Marzahner Bezirksparlament (6. Mai 1990) erhielten die PDS 36,2 Prozent, die SPD als zweitstärkste 29,5, die CDU 17,1, das Bündnis 90 12,4 und die FDP 1,9 Prozent. Mit der Gründung einer Koalition von SPD, CDU und Bündnis 90 wurde die stärkste Fraktion im Bezirksparlament, die PDS (mit 36 Sitzen), in die Opposition gedrängt. Neben dem Bürgermeister, Andreas Röhl (SPD), stellt die SPD drei Stadtratsposten: Bauen, Wohnen und Umweltschutz (Ursel Liekweg), Sozialwesen, Jugend, Familie und Sport (Horst Kühne), Bildung und Kultur (Wolfgang Unger).

Die CDU verfügt über zwei Stadträte: Gesundheitswesen (Klaus Janowski) und Finanzen (Achim Wegeleben). Bündnis 90 stellt eine Stadträtin: Wirtschaft (Ines Saager, parteilos). Die Liberalen und der Verbund von DFD/ UFV/VS sowie die Fraktionslosen sind mit jeweils 3 Sitzen in der Bezirksverordnetenversammlung vertreten.

Noch hat die Marzahner Bezirksverordnetenversammlung 105 Sitze, das wird sich nach der Wahl am 24. Mai ändern. Die BVVs in den Ostbezirken werden dann wie die der Westbezirke lediglich 45 Sitze haben.

Die Frauen von DFD/UFV/VS sind ausgebrannt und wollen erst mal eine Politikpause einlegen. Sie werden am 24. Mai nicht zur Wahl antreten.

Viel hätten sie gestritten, wenig hätten sie letztlich durchsetzen können. Doch eine Sensibilisierung in punkto Frauenpolitik habe stattgefunden. me