INTERVIEW
: „Das Geschäft geht heute wieder los“

■ Wim Booyse, Politologe und Risiko-Berater ausländischer Firmen in Pretoria

taz: Glückwunsch, Herr Booyse, pralle 68,6 Prozent für de Klerk. Ihre Vorhersage war die einzige fast richtige. Warum waren die anderen so pessimistisch?

Wim Booyse: Akademiker neigen dazu, sich in kleinen Elfenbeintürmchen aufzuhalten. Wir sind Geschäftsleute, die unseren Kunden gegenüber verantwortlich sind.

Warum wählten die Weißen so?

Die Leute haben für eine Zukunft gestimmt. Auch wenn die nicht klar ist. Aber die Nein-Option war völlig inakzeptabel, weil sie keine Perspektive hat: eine Totgeburt. Die „Konservative Partei“ hat kein Konzept, zwar eine Vielzahl politischer Orientierungen, aber keine fundamentale Strategie. Das ist für mich ein prinzipieller Grund, warum Leute sich von ihr weg bewegten hin zu einem „Ja“.

Aber die ökonomische Krise, die Welle von Gewalt und Kriminalität und die Angst vor einem schwarzen Präsidenten haben doch eher für die Rechte gearbeitet?

Das sind periphere Themen. Das Grundthema war Überleben — gibt es Fortschritt oder Rückschritt? 68,6Prozent wollten Fortschritt.

Während weiße Angst jahrzehntelang Apartheid und Rassismus gestärkt hat, fördert sie nun den Fortschritt?

Die Angst vor totaler Isolation, die Angst vor einem Blutbad, die Angst vor einer Wiederaufnahme des Befreiungskrieges und totalem Chaos war inakzeptabel.

Wie wirkt das „Ja“ psychologisch?

Jetzt könnte sich so etwas wie ein „South african dream“ herauskristallisieren — ähnlich dem amerikanischen: eine neue Gesellschaft mit neuen Möglichkeiten. Trotz all der harten Arbeit, die vor uns liegt, gibt es, wie die Abstimmung zeigt, ein neues Engagement.

Wie aber sieht es bei dem Drittel, das mit Nein stimmte, aus?

Leute haben sie genug. 875.000 haben mit Nein gestimmt. Wenn nur zehn Prozent den harten Kern bilden, hat man eine beträchtliche Zahl, mehr als die kombinierte Kampfkraft von ANC und PAC in den 80er Jahren.

Wie realistisch ist ein Mini-Bürgerkrieg der Rechten?

Die Chancen für einen Low-intensity-Bürgerkrieg sind sehr gering. Wahrscheinlicher ist eine Art Terrorismus a la IRA oder Baader-Meinhof: eine kleine Gruppe, die versucht, die Gesellschaft zu destabilisieren.

Was sagen Sie nun der Kundschaft: Pumpt Geld ins Land?

Das ist die beste Botschaft im Augenblick. Wir haben eine Unmenge Nachfragen. Und das beste Zeichen ist, daß all unsere Projekte aus dem Ausland, die am 20. Februar auf Eis gelegt wurden, wieder laufen. Das Geschäft geht heute wieder los. Interview: Tim Murphy