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„Tango Corrupti“ in Frankfurt am Main

■ Zwischenbilanz der Staatsanwaltschaft über Bestechung in der Stadtverwaltung/ „Gespaltene Persönlichkeiten“

Frankfurt/Main (taz) — Oberstaatsanwalt Hubert Harth kennt seine Pappenheimer: Die rund 650 Angestellten und Beamten der Stadt Frankfurt/Main, gegen die Hardt und sein „SoKo“ Korruption bislang ermittelt haben, seien allesamt „bigott und prüde“ gewesen. Doch ihre „abgrundtiefe Biederheit“ habe sie nicht daran gehindert, die Hand aufzuhalten — alles „gespaltene Persönlichkeiten“ (Hardt).

Der sachkundige Staatsanwalt, der von „Kriminellen“ spricht, aber auch grinsen muß, wenn er von dem mit einem Porsche bestochenen Verwaltungsbeamten berichtet, der täglich seine Luxuskarosse — knapp 200 Meter von seinem Ämtchen entfernt auf einem Parkplatz — mit einem klapprigen Peugeot 205 vertauschte, schöpfte im Rahmen einer Pressekonferenz im Römer aus dem „Fundus“: Bestochen wurde in (fast) allen Abteilungen der Stadtverwaltung. Und besonders toll trieben es „Nehmer“ und „Geber“ im Ordnungsamt, in der gesamten Bauverwaltung und im Bereich der Garten- und Friedhofsgestaltung. Bestochen wurde mit (fast) allem: mit lebenden Hochlandrindern, mit Urlaubsreisen, mit windschnittigen Neuwagen — und selbstverständlich mit Bargeld. Und verwickelt in die Frankfurter Korruptionsaffären waren selbst so renommierte Firmen wie die Bauunternehmung Züblin AG.

„Korruption wird es immer geben“, sagt Staatsanwalt Harth, der auch das „sozio-ökonomische Klima in der Region“ dafür verantwortlich macht, daß Frankfurt am Main nicht nur „Crime City“ in Deutschland ist, sondern auch Kapitale der Angestellten- und Beamtenkorruption war. Schließlich sei Frankfurt die Stadt des Geldes in der Republik — „und die Versuchung war und ist groß“ (Harth). Ein „Unrechtsbewußtsein“ hätten die ertappten Handaufhalter denn auch nicht entwickelt, meint der Staatsanwalt.

Warum sollte der kleine Abteilungsleiter mit 3.000 DM netto in der Tasche die ihm nach dem Essen zugeschobenen 500 Märker auch im Gourmetrestaurant liegen lassen? Da seien Beziehungen zwischen auftragsgeilen Unternehmern und Entscheidungsträgern „regelrecht gewachsen — und die in den Ruhestand gehenden Firmeninhaber gaben ihre „Kontaktpflegetips“ an ihre Nachfolger weiter.

Inzwischen, so Staatsanwalt Harth und der Referent von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD), Gessler, übereinstimmend, sei es aber gelungen, die Korruption auf ein „noch unvermeidliches Maß“ zurechtzustutzen: „Schwarze Listen“ von den in die Korruptionsaffären verwickelten Unternehmen sorgen heute dafür, daß die „Schwarzen Schafe“ in Frankfurt nicht mehr zum Zuge kommen. Stadt und Staatsanwaltschaft arbeiten seit der Aufdeckung der „dicksten Hämmer“ Ende der 80er Jahre eng zusammen. Und ein „Anti-Korruptions-Referat“ im Römer geht internen Hinweisen nach und entwickelt „Präventionsmodelle“.

Doch Staatsanwalt Hardt, dessen Abteilung sich auch mit den Korruptionsfällen in zahlreichen Gemeinden des Hochtaunuskreises beschäftigt, hat neue Sorgen: Die „organisierten Verbrecherbanden“ knüpften zur Zeit Kontakte zu „Randbereichen der Stadtverwaltung“. So habe etwa eine rumänische Autoschieberbande eng mit drei Mitarbeitern der Zulassungsstelle zusammengearbeitet und Listen mit Kennzeichen weitergegeben: „Tango Corrupti!“ Klaus-Peter Klingelschmitt

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