Plauderte Schertz über Dienstliches?

Berlin. In einem offenen Brief an Innensenator Dieter Heckelmann (CDU-nah) hat die FDP gestern die »sofortige Suspendierung« von Polizeipräsident Georg Schertz gefordert. Hintergrund dieser Forderung, so der innenpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Rolf-Peter Lange, seien neue Vorwürfe gegen Schertz. Der Abgeordnete sagte, er habe »verschiedentlich Hinweise bekommen«, daß der Polizeipräsident mit seinem unter Stasi-Verdacht stehenden Ostberliner Vetter Karl-Heinz Schmidt »keineswegs nur über familiäre Dinge« gesprochen habe. Vielmehr sollen in den Gesprächen zwischen Schertz und seinem Vetter seit 1985 und damit bereits während Schertz Amtszeit als Amtsgerichtspräsident »auch dienstliche Angelegenheiten erörtert und sogar Akteninhalte weitergegeben worden sein«. Der FDP-Abgeordnete, der nach eigenen Angaben den Innensenator und Generalstaatsanwalt Dieter Neumann über seine Erkenntnisse informiert hat, forderte eine »rückhaltlose Aufklärung« dieser Vorwürfe.

Polizeipräsident Schertz selbst wollte sich gestern nicht äußern. Solange der Polizeipräsident keine Einzelheiten kenne, könne er nichts sagen, sagte Polizeisprecher Hans- Eberhardt Schultz. Schertz bleibe bei seiner Aussage, mit Schmidt nur über Familiäres gesprochen zu haben. Auch der Innensenator sieht nach eigenen Worten »derzeit keinen Grund, irgend etwas zu veranlassen«. Die »Verdächtigungen« würden zur Zeit von der Justiz geprüft, sagte Heckelmann zur taz. Sollte die Justiz »irgendwelche vorhaltbaren Punkte festmachen können«, werde er sofort informiert. Diese Absprache, so Heckelmann, habe er mit Justizsenatorin Jutta Limbach (SPD) getroffen. hmt