Ein Sieg der Korruption

■ Die Parlamentswahlen in Thailand brachten eine Bestätigung der Militär-Oligarchie

Ein Sieg der Korruption Die Parlamentswahlen in Thailand brachten eine Bestätigung der Militär-Oligarchie

Thailand reüssierte in den achtziger Jahren als weit über Südostasien hinaus leuchtendes Beispiel eines Landes der Dritten Welt, das mit jährlichen Wachstumsraten von mehr als zehn Prozent wirtschaftlich den Anschluß an die Industrienationen des Nordens finden kann. Vor allem japanische Investitionen begründeten einen Boom, der sich erst in den vergangenen zwei Jahren abschwächte. Gleichzeitig gewährte das „Land der Freien“ — so heißt Thailand wörtlich übersetzt — der Presse für südostasiatische Verhältnisse große Freiheiten, die Gewerkschaften erkämpften — wenn auch bescheidene — soziale Sicherheiten.

Inzwischen steht das Land allerdings an einem Punkt, an dem die wirtschaftliche und soziale Entwicklung eine weitere Demokratisierung erfordert. Die Allianz zwischen der neureichen, korrupten Oberschicht und der militärischen Oligarchie, die durch die Parlamentswahlen vom Sonntag bestätigt wurde, ist zur Fessel der weiteren Entwicklung geworden. Die dem Eigennutz verpflichtete politische Klasse hat es versäumt, die fetten Jahre für die Entwicklung einer modernen Infrastruktur zu nutzen und ein leistungsfähiges Gesundheitssystem und ein Bildungswesen aufzubauen, welche den Erfordernissen einer Industriegesellschaft entsprechen.

Um ihre Pfründe und Privilegien zu erhalten und einer drohenden demokratischen Kontrolle zu entziehen, stürzte im Februar 1990 eine Militär-Junta die demokratisch gewählte Regierung. Sie begründete den Coup mit der flagranten Korruption der Regierung Chatichais und versprach, endlich mit der Praxis des Stimmenkaufs Schluß zu machen. Die Versprechen der Generäle erwiesen sich als hohl, ihr Regime hat sich als nicht weniger korrupt erwiesen als die von ihr gestürzte Regierung. Auch bei der Wahl vom Wochenende wurden auf dem Land die Stimmen zum größten Teil wieder verschoben. Als neuer Ministerpräsident wird der alte Junta-Chef Suchinda gehandelt. Das sind wahrlich trübe Aussichten.

Einen kleinen Lichtblick bescherten lediglich die Bewohnerinnen und Bewohner der Hauptstadt „Krung tep", „Stadt der Engel" beziehungsweise für Ausländer „Bangkok". In dieser aus allen Nähten platzenden Mega-City, in derem schier endlosen Häusermeer ein Zehntel aller Thais unter unerträglichem Smog und Lärm leiden, manifestierte sich der Willen für eine demokratische und soziale Politik. Die Phalang Tham-Partei des ehemaligen Gouverneurs von Bangkok Chamlong errang 32 von 35 Sitzen. Chamlong ist ein strenggläubiger Buddhist, absolut unbestechlich und deshalb ein Unikum der Thai-Politik. Vielleich bekommen er und seine Partei eines Tages noch ihre Chance, die verkommene Militär-Oligarchie abzulösen. Für Thailand wäre dies ein Segen. Michael Sontheimer