Dédé gewinnt die Wahl

■ Wahlabend in tiefer, in tiefster Provinz

Gérard wollte eigentlich nicht kandidieren, aber Dédé hatte gesagt, man müsse doch in St. Amant-Roche-Savine jemanden für die Liste „Mehrheit des Präsidenten“ haben. Dabei war Dédé selbst Kandidat. Aber eben auch ein guter Freund von Gérard, also schrieb der einen Brief an die Präfektur und ließ zwanzig Plakate drucken. Darauf stand geschrieben, daß neue Familien in die Region ziehen sollten. Und außerdem müsse die wilde Pflanzerei von Nadelwald aufhören. Das findet Dédé natürlich auch, aber Dédé war jetzt ein Konkurrent, und Gérard war sauer, als Dédé verbreiten ließ, Gérard schicke seine Kinder in Ambert zur Schule und nicht in St. Amant. „Das kostet mich bestimmt zehn Stimmen“, sagte Gérard.

Jetzt wird gezählt. Zu Füßen der gipsernen Marianne im Rathaus von St. Amant, Region Auvergne, Departement Puy de Dome. 1.334 Wahlberechtigte, 1.047 gültige Stimmen. Dann ist die gläserne Wahlurne leer, der Raum vollgeraucht, und jemand ruft: „569!“ Jubel, Schulterklopfen, Hundegebell. Dédé Chassaigne ist in den Departementsrat gewählt worden. Mit 54,35 Prozent. Und das auf der Liste der Kommunisten... „Dé dé ist kein Kommunist, Dédé ist Dédé, und außerdem ein guter Bürgermeister“, sagt ein Mann. Gérard hat mit seiner Liste „Mehrheit des Präsidenten“ 66 Stimmen bekommen. „Der Typ von der Front National nur 17“, sagt er. Und daß die Linke in keinem anderen Kanton der Region so stark sei wie gerade hier. Aber das hat ja wieder keiner gemerkt. smo