Neuer Populismus

■ betr.: "Füttert die Pauker besser", taz vom 16.3.92

Betr.: dito

Jetzt stimmt auch die taz ein in des Volkes Meinung, daß die Lehrer zu wenig arbeiten. Ist das ein neuer Populismus, der die Käuferzahlen in die Höhe treiben soll? Will die taz mit dieser schmierigen Rhetorik ihrem Nachbar Springer den Rang ablaufen, oder bereitet die Autorin ihre weitere Karriere bei 'Super!‘ vor (die taz als Sprungbrett). Niveau und Schreibhaltung machen leider jegliche inhaltliche Auseinandersetzung sinnlos. Es geht der taz offensichtlich nicht um eine sachliche oder gar unterstützende Kritik. Die Wortwahl (zum Beispiel »hetzen«, »Gejammer«, »tränentreibende Klagen«) zeugt eher von Häme und die Haltung von Arroganz gegenüber dem schulischen Alltag, auf den sie sich nicht einmal gedanklich oder gar empathisch einlassen will. Es stellt sich die Frage, ob die taz erneut unterwandert wurde — nach der Stasi nun von Schulsenator Klemanns Frauen? Spekuliert die taz-Redaktion etwa auf unsere Wohnungen, nachdem sie gelesen hat, daß ein Drittel der Lehrerschaft vor Erreichen der Pensionsgrenze stirbt? Mit einer Arbeitszeitverlängerung könnte man da ja etwas nachhelfen! Erstaunlich ist die Flexibilität der taz. Schien Verkürzung der Arbeitszeit früher ein Grundkonsens zu sein, so hält sie es jetzt nicht einmal für nötig, über die in der BRD bisher einzigartige Arbeitszeitverlängerung und damit potentielle Arbeitsplatzvernichtung auch nur ein Wort zu verlieren. Beachtlich ist auch der Mut der taz, auf Lehrer als Leser, Abonnenten und Genossenschaftler zu verzichten, denn welcher Kollege hat nach so einem Kommentar von der taz nicht die Nase voll. Dirk Bruns, 1/10