amnesty international: Indiens Regierung „duldet Folter“

Berlin (taz) — Wer in Indien, der „größten Demokratie der Welt“, arm ist, zu den niedrigen Kasten oder ethnischen Minderheiten gehört, hat besonderen Grund, einen Zusammenstoß mit der Polizei zu fürchten. Hunderte, wenn nicht Tausende seien in den vergangenen Jahren an Schlägen, Schnittverletzungen, Verätzungen und Elektroschocks gestorben, so amnesty international in ihrem neuesten und umfangreichen Indien-Bericht.

Auch Frauen und Kinder werden im Gewahrsam von Polizei, Paramilitärs oder Armee routinemäßig mißhandelt und vergewaltigt. „Foltertod ist in Indien heute so alltäglich, daß die Presse nur noch lapidar von einem neuen ,lock-up death‘ (sinngemäß: Tod hinter Gittern) spricht“, erklärt ai. Doch obwohl den Betroffenen theoretisch der Rechtsweg offen steht, werden die Verantwortlichen tatsächlich nur in wenigen Fällen zur Verantwortung gezogen. Zwar belegen die indischen Zeitungen und Menschenrechtsorganisationen — und vereinzelt sogar Gerichte — des Landes die „dramatische Lage der Menschenrechte“, die indische Regierung jedoch bestreitet diese Vorwürfe.

Mit dem Hinweis auf unerwünschte Einmischung in innere Angelegenheiten verweigerte sie allerdings internationalen Menschenrechtsorganisationen wie ai seit Jahren die Einreise nach Indien und weigert sich auch, Vorhaltungen von Seiten der UNO zur Kenntnis zu nehmen. Dies sei „feindliche Propaganda.“

Die Regierung in Delhi müsse endlich „die bestehenden Mißstände anerkennen, die Strafverfolgung der Verantwortlichen forcieren und wirksame Schutzmaßnahmen“ ergreifen, fordert die Menschenrechtsorganisation. li