Honecker will wieder nach Nordkorea ausreisen

Bonn (afp) — Der frühere DDR- Staats- und Parteichef Erich Honecker ist nach den Worten des chilenischen Sonderbotschafters Roberto Cifuentes nicht bereit, freiwillig nach Deutschland zurückzukehren. Dagegen wolle der 79jährige mit Zustimmung der russischen Regierung nach Nordkorea ausreisen, sagte Cifuentes gestern nach einem Gespräch mit Staatssekretär Dieter Kastrup im Auswärtigen Amt. Honecker habe bereits einen Antrag auf Ausreise nach Pjöngjang gestellt. Der frühere SED-Chef und seine Frau Margot halten sich seit dem 11. Dezember in der chilenischen Botschaft in Moskau auf.

Wie das Auswärtige Amt auf Anfrage mitteilte, bekräftigte Kastrup die Auffassung der Bundesregierung, daß Honecker „so schnell wie möglich“ nach Deutschland zurückkehren müsse. Cifuentes zufolge hat sich der einstige SED-Chef nach langen Gesprächen bereit erklärt, seine Haltung zu überdenken, wenn er die noch nicht fertiggestellte Anklageschrift der deutschen Behörden kenne. Gegen Honecker liegt in der Bundesrepublik wegen der Todesschüsse an der Mauer bislang lediglich ein Haftbefehl vor. Demgegenüber verwies Kastrup darauf, daß unabhängig vom Vorliegen einer Anklageschrift die Verantwortung für den Aufenthalt des 79jährigen in der chilenischen Botschaft und damit auch für seine Beendigung bei der Regierung in Santiago liege. Die russische Regierung habe Bonn mitgeteilt, daß sie zur Rücküberstellung Honeckers bereit sei. Der Staatssekretär erneuerte die Bitte an Chile, es Moskau zu ermöglichen, die deutsche Forderung zu erfüllen.